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Tagung der Fachausschüsse: KI, Kostendruck, Kulturpass … und Leipzig

V.l.n.r.: Nadja Kneissler (Ausschuss für Verlage), Stephan Schierke (Ausschuss für den Zwischenbuchhandel), Christiane Schulz-Rother (Ausschuss für den Sortimentsbuchhandel), Foto: Nurettin Cicek.

Am Mittwoch standen turnusgemäß die Sitzungen der Börsenvereins-Fachausschüsse Zwischenbuchhandel, Verlage und Sortimentsbuchhandel an – und im Kern dürften die dort verhandelten Themen die wenigsten überraschen. 

Die aktuellen Branchen-Dauerbrenner bestehen derzeit aus den drei großen „K“s: KI, Kostendruck, Kulturpass. Zusätzlich standen aber auch Themen wie die schon länger geforderte strukturelle Verlagsförderung oder die geplante EU-Verordnung über Zahlungsziele auf der Tagesordnung. 

Der Reihe nach: 

Stichwort KI: Derzeit steht vor allem die generative KI, also jene Tools, die Inhalte erzeugen, im Fokus. Wie trainieren die Unternehmen eigentlich ihre KI? Welche Urheberrechte sind betroffen? Und wie lässt sich Transparenz herstellen – sowohl hinsichtlich der grundlegenden Funktionen der KI wie auch für die Nutzung? Für die Branche relevante Fragen sind u.a.: Wie können Verlage für ihre Autoren und Bücher sicherstellen, dass urheberrechtlich geschützte Inhalte nicht für das KI-Training genutzt werden? Wie können Verlage rechtssicher vorhandene KI-Tools nutzen, beispielsweise bei der Auflagenplanung oder der Erstellung von Klappentexten?

Viele dieser Fragen müssten derzeit auch politisch angestoßen werden, sagte Nadja Kneissler als Vertreterin des Verlags-Ausschusses. Ziel sei es, noch notwendige Anpassungen im Artificial Intelligence Act, der KI-Verordnung der EU, durchzusetzen. Der Gesetzestext stammt in seinen Grundzügen tatsächlich noch aus Zeiten vor dem schnellen Siegeszug der KI seit 2022. Das sei ein dickes Brett, gab Kneissler zu. „Aber dann braucht man eben dicke Bohrer …“

Stichwort Kulturpass: Der Buchhandel habe viel investiert, um vom Kulturpass profitieren zu können, betonte Buchhändlerin Christiane Schulz-Rother (Ausschuss für den Sortimentsbuchhandel). Die breite Nachfrage nach Büchern belege, wie wichtig dieser Umsatz-Beitrag für die Branche sei. Der Börsenverein hat sich schon zur Frankfurter Buchmesse zusammen mit anderen Kulturverbänden für eine Fortsetzung des Kulturpasses ausgesprochen. Knackpunkt werden wohl die Bundesfinanzen sein. „Wir machen aber Druck“, so Nadja Kneissler. 

Einen speziellen Aspekt aus der Praxis brachte Stephan Schierke, Vorsitzender des Ausschusses für den Zwischenbuchhandel, ein. Gerade über den Kulturpass würden neuerdings auch „exotische” Buchtitel nachgefragt. Solche Nischen-Titel wurden zuletzt aber von Barsortimenten verstärkt ausgelistet und haben dort daher nun die Meldenummer 17. Bei Bestellungen aus dem Buchhandel sei jetzt jedoch aufgefallen, dass es diesbezüglich Unklarheiten gebe. Daher sei noch einmal erwähnt: 

  • Meldenummer 17: Bücher werden nicht mehr geführt und müssen direkt beim Verlag bestellt werden
  • Meldenummer 18: Besorgungstitel, die über das Barsortiment bestellt und besorgt werden
  • Meldenummer 7: Vergriffen.

Schierke nannte die aktuelle Verwirrung lapidar ein Ausbildungsthema, versprach aber, dass man im Verzeichnis der Meldenummern noch einmal Ergänzungen zur größeren Klarheit anbringen wolle … 

Stichwort Kostendruck: Der Kostendruck wird an verschiedensten Stellen sichtbar. Aktuell treibt u.a. eine geplante EU-Verordnung über verkürzte Zahlungsziele der Branche Sorgenfalten ins Gesicht. Geplant sind Zahlungsfristen von 30 Tagen. Für die Buchbranche, die sich über „100, 150 Jahre“ (O-Ton Stephan Schierke) an längere Zahlungsziele gewöhnt habe, ein großer Einschnitt. Der Vorsitzende des Zwischenbuchhandels formulierte es so: „Es ist verwunderlich und verwerflich, dass sich die EU hier in Zahlungsregeln einmischt.“ Bei kürzeren Zahlungszielen müssten Unternehmen Zwischenkredite aufnehmen oder sofort remittieren – „katastrophal“, so Schierke. Man arbeite darauf hin, dass für die Buchbranche eine Ausnahmeregelung getroffen werde. „Anders ist das nicht darstellbar, das lehnen alle Sparten ab“, so Schierke. 

Für den Sortimentsbuchhandel sprach Schulz-Rother noch einen anderen Kosten-Aspekt an: Anstehende Preiserhöhungen bei Maut und Logistik könne der stationäre Handel keinesfalls allein tragen. Man wolle die bestehende Buchhandelslogistik unverändert beibehalten. Die Kostensteigerungen müssten auch durch steigende Buchpreise aufgefangen werden. „Sonst stecken wir in einer noch größeren Kostenfalle.“ 

Sorgenvoller Blick nach Leipzig

Nachdem im Juni bekannt wurde, dass Oliver Zille seinen Posten als Direktor der Leipziger Buchmesse zum Jahresende 2023 aufgeben wird, ist seine Nachfolge weiterhin ungeklärt. „Das erfüllt uns mit Sorge und Unverständnis“, sagte Nadja Kneissler. „Dabei steht Leipzig schon fast wieder vor der Tür.“ 

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