In den aktuellen Frühjahrsprogrammen der Verlage finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. buchreport stellt 12 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Tatjana von der Beek.
Mein Roman in drei Sätzen
Maia wächst abgeschieden von der Außenwelt mit ihrer Familie in einem großen Haus im Wald auf. Niemand verlässt je das Haus, und Maia wagt sich in die dunklen Ecken des Hauses und in die Geheimnisse ihrer Familie vor. Dabei überwinden ihre Gedanken immer mehr die Mauern des Hauses und die Grenzen des Waldes.
Mein Weg zu Ecco
Der Weg zum Ecco Verlag fühlte sich für mich lang und unsicher an. Meine Agentur hatte das Manuskript am ersten Tag des Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 verschickt. Damals war uns noch nicht klar, wie stark er alle Branchen betreffen würde. Es folgte ein Warten auf Rückmeldungen, das im Herbst bei der erneuten Suche nach einem Verlag schließlich von Ecco aufgelöst wurde.
Das Verdienst meiner Lektorin
Heide Kloth hat mir im Lektorat durch ein paar unangenehme Fragen an den Text dabei geholfen, noch tiefer in den Stoff vorzudringen und mir auch letzte offene Fragen selbst zu beantworten. Dabei ging es vor allem um die Substanz des Textes und nicht darum, jede Einzelheit für die Leser:innen auszubuchstabieren.
Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche
Ich bewege mich nicht ständig im Literaturbetrieb und schreibe so nicht in besonderem Maße in diesem Kontext. Das habe ich nach meinem Studium am Hildesheimer Literaturinstitut bewusst so für mich entschieden. Dennoch komme ich gerne in den Literaturbetrieb „zurück“, weil dort viele Menschen sind, die ich sehr schätze, und er sich für mich vertraut anfühlt.
Meine Lieblingsbuchhandlung
ebertundweber in Berlin-Kreuzberg
Meine Lieblingsautoren
In den letzten Jahren haben mich „Das achte Leben (Für Brilka)“ von Nino Haratischwili und „Heimkehren“ von Yaa Gyasi besonders beeindruckt. Die Bücher von Carolin Emcke und die Briefwechsel und Tagebücher von Astrid Lindgren begleiten mich immer wieder, und aktuell lese ich besonders gerne alles von Daniel Schreiber.
So lese ich
Nur in innerer und äußerer Ruhe. Das Schreiben liegt mir immer näher als das Lesen, auch weil ich darin mit jeder Form von Unruhe besser umgehen kann. Das Lesen kippt außerdem oft innerhalb kurzer Zeit ins Schreiben, wenn es mich inspiriert oder an eine eigene Idee erinnert. Phasen, in denen ein Text im Lektorat ist und für mich damit eine Pause entsteht, sind deshalb gute Zeiten zum Lesen.
Schreiben ist für mich
Häufig eine Möglichkeit, schlechte Erfahrungen und Geschehnisse zu verstehen und mir andere Zugänge dazu zu erschließen. Schwierige Lebensphasen fühlen sich oft wie „Recherche“ an. Erzählfähig zu werden, hat eine beruhigende Wirkung, besonders dann, wenn ich genug Abstand gewonnen habe, um eine Geschichte zu abstrahieren, die nur noch im Kern etwas mit meiner persönlichen Erfahrung zu tun hat.
Wenn ich nicht gerade schreibe
Arbeite ich in einem Bildungs-Start-up, reise zu Freund:innen und fotografiere und bespreche, was ich nicht vergessen will.
Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?
Tatjana von der Beek hat mich mit ihrem Debütroman sofort überzeugt, in dem sie einen ganz eigenen Mikrokosmos erschafft. Ihr feinsinniges Erzählen lässt eine vermeintliche Familienidylle auferstehen, die doch schon früh Brüche zeigt.
Heide Kloth, Lektorin
Debütanten und Debütantinnen – im buchreport.magazin 1/2022
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Hört sich spannend an.