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Technologie wurde lange als Übel betrachtet

Die richtige Verlags-IT ist unabdingbar, wenn es darum geht, neue Digitalstrategien und Geschäftsmodelle umzusetzen. Denn nur mithilfe intelligenter IT-Lösungen kann es Contentanbietern heute gelingen, auf den Kunden zugeschnittene Digitalprodukte zu realisieren – und mit Vorsprung auf den Markt zu bringen. Dafür gibt es am 7. Juli 2015 an der Münchner Medienakademie die nun schon dritte IT-Konferenz (hier Infos zur Veranstaltung). 

Stefan Huegel ist Geisteswissenschaftler (Japanologe und Anglist), Betriebswirt und Medienwissenschaftler. Bei Data Becker leitete er ein Ressort der PC Praxis. Weitere Stationen führten ihn unter anderem zu AOL. Seit 2007 ist Stefan Huegel Director Digital Media bei IDG Business Media und dort verantwortlich für das digitale Produktportfolio, E-Publishing, Mobile und Apps und die Weiterentwicklung digitaler Reichweiten.

Sie werden die 3. IT-Konferenz der Akademie der Deutschen Medien am 7. Juli in München moderieren und haben sie unter das Motto „Let’s do IT!“ gestellt. Befassen sich Verlage etwa nicht genug mit Informations-Technologie?

Die Medien- und Verlagsbranche ist wahrscheinlich diejenige, die am besten weiß, was digitaler Wandel bedeutet. Ganze Geschäftsmodelle stehen hier Kopf. Verlage erfinden sich und ihre Produkte neu. 

Lange wurde die Technologie in diesem Kontext als ein Übel betrachtet, mit dem sich Verlage notwendiger Weise auseinandersetzen müssen. Doch in immer mehr Medienhäusern machen sich Verleger und Herausgeber heute Gedanken, wie sie sich künftig positionieren und im Wettbewerb differenzieren wollen – nicht zuletzt mittels intelligent eingesetzter Technologie.

Die 3. IT-Konferenz soll dazu dienen, einen Überblick zu geben zu den wichtigsten Trends in der Unternehmens-IT, deren Anwendung im Verlagsumfeld und wie Verlage diese Trends erfolgreich umsetzen. 

Verlags-CTOs sprechen von einem „Investitionsstau“. Wie sehen Sie das?

Wenn es um die Rolle der IT in Verlagen geht, lohnt sich ein Blick in allgemeine Entwicklung von IT in Unternehmen. 

In der ersten Ära der Firmen-IT ging es vorrangig um das Automatisieren von Abläufen. Prozesse wurden skalierbar, die IT konnte sie schneller und billiger machen. Um das Jahr 2000 herum begann die zweite Ära der Enterprise IT. Jetzt stand die Industrialisierung der IT an. CIOs sollten die IT-Leistung verlässlicher, vorhersagbarer, offener und transparenter gestalten. Budget-Knappheit und wachsendes Risiko-Bewusstsein ließen in dieser Ära nur wenig Raum für Innovationen.

Derzeit bricht weltweit die dritte Ära an und bringt grundlegende Änderungen mit sich, Stichworte sind das Internet der Dinge oder Cloud Computing. CIOs und neuerdings auch CTOs müssen ihr Unternehmen darin unterstützen, im Zuge der Digitalisierung komplett neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Leider, so ist meine Beobachtung, haben viele Verlage in Deutschland den Übergang von der zweiten Ära in die Zeitrechnung der Digitalisierung noch nicht gemeistert. Der Grund für den daraus resultierenden Innovationsstau ist also vor allem einer der mangelnden Erkenntnis, dass IT nicht nur Kostenfaktor sondern vor allem Business Driver sein muss und darf. 

Als Medien-Unternehmen sind Verlage durch und durch getrieben von der Suche nach „Novitäten“. Hat ein Unternehmen, das, sagen wir mal, Walzstähle herstellt, auf Grund seines stabileren Leistungs-Portfolios mehr „Lust“ auf Innovation in Produktions-Prozess und IT?

Die moderne IT soll heute innovieren, disruptiv wirken, Unternehmensprozesse umbauen. Sie soll Maschinenparks intelligent vernetzen, logistische Prozesse mit Hilfe von Geschäftsprozessanalysen und mobilen Technologien neu gestalten. Auch das Marketing soll die IT revolutionieren, denn die Kollegen dort möchten ran an die Big-Data-Töpfe und alles über Märkte und Kunden erfahren. Die Personalabteilung hat ebenfalls Wünsche: Sie braucht Hilfe beim „Human Capital Management“, schließlich zieht sie in den „War for talents“.

Insofern kann IT Innovationstreiber für viele Unternehmensbereiche sein, egal wie produktionsnah oder -fern diese ausgerichtet sind. Ob Content oder Walzstahl ist hierbei egal. 

Ist es überhaupt zulässig, von „den Verlagen“ zu sprechen, oder unterliegen die verschiedenen Branchen – Publikumspresse, Fachinformation, Special Interest-Verlage, Ratgeberverlage, Belletristikverlage – völlig unterschiedlichen Bedingungen?

Ein guter Punkt. Denn tatsächlich könnten Geschwindigkeit und Strategie nicht unterschiedlicher sein, mit der die Publikumspresse einerseits und Fach- und Buchverlage andererseits Technologie zum Fundament ihres Digitalgeschäfts gemacht haben. Während Holtzbrinck und Axel Springer Technologie mit großem finanziellen und personellen Aufwand in die DNA ihrer Unternehmen integriert haben, stehen viele kleinere Special-Interest-Verlage hier noch vollkommen am Beginn der Digitalisierung ihrer Geschäftsmodelle. 

IT ist ein weites Feld – von Telefonanlagen und Druckern bis zum Database Publishing oder zur Marketing-Automatisierung. In allen Bereichen der Informations- und Kommunikations-Technologie folgen die Trends und Hypes immer schneller aufeinander. Wie kann ein Verleger Trend von Hype unterscheiden und den Überblick bewahren?

Komplexität ist die neue Norm. Wikinomie…

… flexible, antihierarchische Kollaboration…

… die neue Stärke. Verleger und ihre IT-Verantwortlichen sind gut beraten, sich diesem Umstand zu stellen und ihre eigene IT-Strategie entsprechend auszurichten und zu öffnen. Hierzu ist es nicht zwingend erforderlich, interne IT-Ressourcen aufzubauen. Die Zusammenarbeit mit externen Partnern in bestimmten Bereichen zählt heute zu einer gesunden IT-Strategie. Ebenso der rege Austausch mit Kollegen und Experten über Social Networks und eben solchen Veranstaltungen wie der IT-Konferenz. Moderne Verlage sollten eigene IT-Kompetenz besitzen, gut vernetzt sein und ihre IT-Strategie aus einer guten Marktbeobachtung heraus erarbeiten. 

Vor drei Jahren wurde viel über Cloud Computing gesprochen und geschrieben. Jetzt ist es ruhiger geworden darum – auch im Verlagsumfeld. Warum?

Cloud Computing ist ein revolutionäres IT-Konzept, das mittlerweile viel Akzeptanz im Markt gefunden hat. Viele Unternehmen – auch Verlage – setzen bereits auf Cloud-Lösungen oder sind gerade dabei, diese zu integrieren. Meine Prognose ist, dass wir auch in den kommenden Jahren viel über Cloud-Lösungen im verlegerischen Umfeld auf der IT-Konferenz hören werden. 

Das komplette Interview ist auf pubiz.de zu lesen.

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