Zum Monatsende rückt die angeschlagene Thalia-Kette komplett unters Dach der Douglas Holding. Die Familie Könnecke nutzt als 25%-Gesellschafter eine Verkaufsoption (buchreport.de berichtete). Im Interview schildertder Hamburger Buchhändler Jürgen Könnecke (76, auf dem Foto re. neben Thalia-Chef Michael Busch zu sehen) seine Motive beim Ausstieg.
Welchen Einfluss hatte die aktuelle Situation bei Thalia auf Ihre Entscheidung?
Keine. Eine so weitgehende Entscheidung reift nicht über Nacht. Ich habe für mich, in Absprache mit meiner Familie, schon vor längerer Zeit persönliche Lebensziele gesetzt, die jetzt zu meinem Entschluss geführt haben, aus dem Unternehmen auszuscheiden.
Wie erklärt sich, dass Thalia und andere stark expandierende Buchhandelsunternehmen die Entwicklung der Branche falsch eingeschätzt haben?
Von „falsch einschätzen“ kann keine Rede sein. Jeder gute Unternehmer sieht sich täglich mit Veränderungen konfrontiert, auf die er seine Strategie und seine Geschäftspolitik ausrichten muss. Natürlich hat Thalia die dramatischen Veränderungen kritisch beobachtet und früh darauf reagiert. Unterschätzt hat die gesamte Buchbranche allerdings das Tempo des Veränderungsdrucks, hervorgerufen durch eine rasante Kundenwanderung ins Internet, das Wegbrechen wichtiger Themengruppen, wie Fach- und Informationsliteratur und die Erkenntnis, dass das Buch nicht mehr alleiniges Leitmedium ist. Die Branche steht nun vor der Herausforderung, ihre in der Regel langfristig geplanten Geschäftsmodelle, Mietverhältnisse, Ladenflächen und Personalpolitik entsprechend schnell anzupassen.
Von „falsch einschätzen“ kann keine Rede sein. Jeder gute Unternehmer sieht sich täglich mit Veränderungen konfrontiert, auf die er seine Strategie und seine Geschäftspolitik ausrichten muss. Natürlich hat Thalia die dramatischen Veränderungen kritisch beobachtet und früh darauf reagiert. Unterschätzt hat die gesamte Buchbranche allerdings das Tempo des Veränderungsdrucks, hervorgerufen durch eine rasante Kundenwanderung ins Internet, das Wegbrechen wichtiger Themengruppen, wie Fach- und Informationsliteratur und die Erkenntnis, dass das Buch nicht mehr alleiniges Leitmedium ist. Die Branche steht nun vor der Herausforderung, ihre in der Regel langfristig geplanten Geschäftsmodelle, Mietverhältnisse, Ladenflächen und Personalpolitik entsprechend schnell anzupassen.
Welchem Typ Buchhandel geben Sie persönlich perspektivisch weiterhin eine Chance?
Unabhängig vom Sortimentstyp und der Buchhandelsgröße sehe ich gute Entwicklungsmöglichkeiten für alle buchhändlerischen Formate, die flexibel auf die veränderten Kundenwünsche reagieren, sich auf ihre eigenen Kompetenzen und Stärken besinnen, ihren Kunden einen modernen Online-Shop anbieten und die Veränderungen als persönliche Chance sehen.
Das komplette Interview ist im buchreport.express 12/2012 erschienen (hier zu bestellen)
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