Wie gut funktioniert die Verbindung von stationärem Handel und Online-Shop-Formaten, Schlagwort Multichannel? Buchhandlungen, die als Erste den Wettbewerb reiner Online-Shops wie Amazon spürten, versuchen seit Längerem mit unterschiedlichem Erfolg, ihre Kunden auf die parallelen Online-Angebote aufmerksam zu machen, die in der Regel auf den Datenbanken des Großhandels aufsetzen und je nach Engagement individualisiert werden. Anders als im stationären Angebot verzeichnen Buchhändler auf dem Online-Kanal (von allerdings oft niedrigem Ausgangsniveau) einige Umsatzzuwächse.
Das parallele Online-Angebot und Multichannel-Ansätze werden auch von anderen Einzelhandelsbranchen forciert. Die versuchen ebenfalls, ihre Kunden lernen zu lassen, dass Online-Recherchen und -Einkäufe nicht zwangsläufig bei den großen Online-Spezialisten landen müssen. Drei Beispiele für die Ansätze und Herausforderungen von Einzelhändlern anderer Branchen:
Haustierbedarf: Die an gut 800 Standorten aktive Franchisekette Fressnapf wird durch Versender wie Zooplus und Amazon unter Druck gesetzt und forciert mit einem Marketingetat von 10 Mio Euro jetzt ebenfalls den Online-Handel und modernisiert aber zugleich das Filialnetz.
Elektronikhandel: Die Verbundgruppe Electronic Partner (EP) steigt nach drei Jahren wieder in das Online-Geschäft ein, nachdem der erste Anlauf EP:-Netshop gescheitert war. Statt eines zentralen Shops mit festgelegtem Sortiment und einheitlichen Preisen stellt EP seinen Mitgliedern ein Online-Shopsystem mit allen notwendigen Funktionen zur Verfügung. In diesem Rahmen können die teilnehmenden Händler selbst Sortiment und Preise bestimmen. Dies soll den Händlern einen Webauftritt ermöglichen, der zum individuellen Geschäft passt.
Sporthandel: Die Verbundgruppe Intersport startet im März ihren Online-Shop, um den stationären Handel mit dem Online-Angebot zu verbinden. „Mit dem Start des Multichannel-Vertriebs geben wir die richtige Antwort auf unsere Wettbewerber im E-Commerce. Dabei bleibt die Vielzahl der reinen Online-Versender in ihren Möglichkeiten auf das Internet beschränkt, wir nicht“, macht Vorstand Kim Roether Mut, dass Multichannel zieht.
Herausforderungen für die Händler
Anders als im preisgebundenen Buchhandel haben es Einzelhändler aus anderen Branchen schwer, dem großen Preisdruck durch den Vergleich mit den Wettbewerbern ohne stationäre Präsenz standzuhalten. Das zeigt auch das Fressnapf-Beispiel. Gründer Torsten Toeller kalkuliert mit einer Reduzierung des Preisniveaus bei Fressnapf in der Größenordnung von 5 bis 10%. „Wir senken die Preise, bevor wir dazu gezwungen werden“, erklärt Toeller der „Lebensmittel Zeitung“. Fressnapf will ansonsten vor allem auf den Ausbau der Eigenmarken setzen. Die machen derzeit bereits einen Anteil von 35% des Umsatzes aus, sollen außerdem das eigene Profil schärfen und sich damit der Vergleichbarkeit entziehen.
Der Elektronikverbund EP empfiehlt seinen Mitgliedern, auf aggressive Preiskämpfe zu verzichten und den Online-Handel als Service und Erweiterung des Fachhandels zu verstehen.
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