Der Marktführer wächst deutlich schneller als die Branche und baut seinen Marktanteil weiter aus: Thalia meldet für das Geschäftsjahr 2022/2023 (30.9.) für seine Plattform – das sind die selbst generierten Umsätze und jene mit Partnerunternehmen – einen Umsatz von 1,8 Mrd Euro. Trotz „herausfordernder wirtschaftlicher“ Rahmenbedingungen hat das Unternehmen demnach auch in den einzelnen Segmenten wie der eigenen stationären Kette zweistellige Zuwächse erzielt (s. Tabelle):
Die Plattform enthält Partner-Buchhandlungen, die von Thalia beliefert werden und Services wie Einkauf, Betrieb des Onlineshops, IT und Logistik von Thalia besorgen lassen. Derzeit sind dies 80 Standorte, im Wesentlichen die 62 Filialen des größten Partners Osiander. Enthalten ist im Plattform-Umsatz auch die 50%-Beteiligung am Schweizer Marktführer Orell Füssli Thalia.
Thalia Deutschland und Thalia Österreich erwirtschaftete ohne die Partnerunternehmen einen Umsatz von 1,4 Mrd Euro. Besonders positiv entwickelte sich nach Unternehmensangaben der Gesamtumsatz von Thalia in Deutschland, der jetzt bei 1,2 Mrd Euro liegt – ein Plus von gut 12% gegenüber dem Vorjahr.
Der stationäre Umsatz legte in den derzeit 329 deutschen Thalia-Buchhandlungen um 15% zu und entwickelte sich auch auf vergleichbarer Fläche, also ohne Neueröffnungen/Übernahmen, mit +14% deutlich über der Branchenentwicklung. Größere Dynamik als das reine Buchgeschäft entwickeln dabei die Ergänzungssortimente der Geschenkartikel (+30%). Der Umsatzanteil von Spielwaren wird über alle Kanäle mit 10% angegeben,
Auch im insgesamt rückläufigen E-Commerce-Markt meldet Thalia einen zweistelligen Zuwachs und feiert sein Omnichannel-Konzept.
Thalia Umsätze | GJ 2022/2023 | Veränderung zum Vorjahr |
Thalia Plattform (inkl. aller Partner z.B. Osiander) | 1,8 Mrd. Euro | +11% |
Thalia DE und AT (exkl. Partner ) | 1,4 Mrd. Euro | +12% |
Thalia DE (exkl. Partner) | 1,2 Mrd. Euro | +12% |
Thalia DE stationär | 789 Mio. Euro | +15% |
Thalia DE online | 426 Mio. Euro | +10% |
Die Umsatzzuwächse spiegeln sich auch in der Marktposition wider. Thalia nennt folgende Marktanteile: Thalia Deutschland: 24% (+2 Prozentpunkte), stationäres Geschäft: 27% (+3 Punkte), Online: 20% (+1 Punkt).
Ingo Kretzschmar, Vorsitzender der Thalia Geschäftsführung, spricht von einem „hervorragenden Geschäftsjahr“: „Thalia steht heute so gut da wie noch nie, dafür spricht nicht zuletzt unser starkes Wachstum in den vergangenen zwölf Monaten. Zugleich ist das ein Beleg dafür, dass wir vieles richtig machen, in dem wir uns als Omni-Channel-Buchhändler konsequent an den Bedürfnissen der Kunden ausrichten.“
Thalia bestätigt die allgemeine Marktentwicklung mit Zuwächsen beim jungen Publikum mit dem Manga-Trend und wachsende Nachfrage, die durch TikTok für Bücher ausgelöst wird.
Positiv entwickelte sich bei Thalia im vergangenen Geschäftsjahr auch die Nachfrage nach E-Books: So stieg der Umsatz in diesem Segment um 5% im Vergleich zum Vorjahr, der Marktanteil verbessert sich um zwei Prozentpunkte auf 25%. Besonders zulegen konnte Thalia bei den Hörbüchern: Hier wuchs der Umsatz bei den Downloads um 16%, beim Hörbuch-Abo sogar um 35%.
Zunehmende Bedeutung in der Sortimentsstrategie gewinne zudem der Bereich Nonbook. Der Umsatzanteil von Spielwaren betrug, über alle Kanäle hinweg, rund 10%. Gerade im stationären Geschäft übernimmt Thalia nach eigener Darstellung damit verstärkt die Rolle des örtlichen Spielwarenhandels, der sich aus den Innenstädten zurückgezogen hat. Auch im Bereich Geschenke- und Trendartikel legte der Umsatz um rund 30% deutlich zu. Thalia setzt dabei auf eigene Marken und verweist auf mittlerweile mehr als 40 unterschiedliche Kollektionen.
Wachsen durch Partnerbuchhandlungen
Bei der weiteren Wachstumsstrategie spielen Partnerbuchhandlungen eine zentrale Rolle. CEO Kretzschmar will das Partnermodell forcieren. Die Idee ist, neben der damit verbundenen Einkaufsmacht, mit immer mehr Standorten und Volumen Skaleneffekte in der kompletten Lieferkette zu erzeugen.
Die vor einem Jahr von Kretzschmar in einem buchreport-Interview konkretisierte Vision hat aber auch eine politische Dimension. Sie zeigt den Anspruch, Thalia zur Branchenlösung und zum allgegenwärtigen Grundversorger zu entwickeln: „Ziel ist es, dem Konsumenten die Möglichkeit zu bieten, ein online bestelltes Produkt innerhalb von 15 Minuten abholen zu können. Sei es über die stationäre Buchhandlung, eine Abholstation oder die Partnerbuchhandlung.“
Das Partner-Prinzip hat den Franchise-Charme eines motivierten Inhabers vor Ort, das bei Thalia für Wachstum ohne lokales Investment sorgt. Das Unternehmen ist in diesem Fall eher Handelsdienstleister. Zugleich wird die Aufmerksamkeit des Bundeskartellamts weniger strapaziert, weil die Buchhandlungen zwar abhängig sind, aber nicht klassisch übernommen werden.
Ein zentraler Baustein der Plattform-Strategie ist die Logistik. Dazu hat Thalia Anfang Oktober angekündigt, in Marl im nördlichen Ruhrgebiet für 100 Mio Euro ein eigenes Druck- und Logistik-Center einzurichten.
Nur halt leider vermutlich mit Nudeln, nicht mit Büchern bzw wenn ich die teurer mache – ja klar, dann schon