Thalia hat zum 1. Januar 2021 seine Mitgliedschaft im Handelsverband in eine „OT-Mitgliedschaft“ verändert und ist damit nicht mehr an Tarife gebunden.
Thalia will ein eigenes Leistungs- und Vergütungssystem entwickeln, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Nach erfolgter Abstimmung hätten alle Mitarbeiter die „Möglichkeit“, in dieses neue System zu wechseln. Schmackhaft gemacht werden soll das mit einer „attraktiven Erfolgsbeteiligung“, die allerdings nicht im Detail definiert wurde. Das System solle zudem einheitliche Vergütungsstrukturen und auch Jobprofile schaffen. Zudem wolle das Unternehmen langfristig eine einheitliche Vergütung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Vertrieb erreichen. „Fair, transparent, attraktiv“ nennt Thalia das eigene Vorgehen.
Bestehende Verträge mit Tarif würden zwar bestehen bleiben, jedoch kämen künftige Tariferhöhungen nicht mehr automatisch zum Tragen.
Thalia nennt das Unternehmenswachstum und den „Strukturwandel im Buchhandel“ als Gründe. Es seien „heterogene Strukturen“ entstanden, die man mit dem neuen Vergütungssystem angleichen wolle. Noch im September hatte Thalia bei seinen Mitarbeiterin um „Kostenlos-Überstunden“ geworben und das mit Solidarität mit dem Unternehmen begründet.
„Thalia wird sich weiter als Top-Arbeitgeber in der Branche profilieren und verschafft sich gleichzeitig die Luft zum schnelleren Handeln. Der Vorschlag soll Arbeitnehmerinteressen und unternehmerische Wirklichkeit zeitgemäß miteinander verbinden, so Thalia-Pressesprecherin Claudia Bachhausen-Dewart.
Vertriebsgesellschaft Thalia Nord
Sichtbarer Schritt hin zum neuen System ist eine Veränderung in der Hauptstadt: Dort hat Thalia 12 seiner 13 Berliner Buchhandlungen in eine neue Vertriebsgesellschaft Thalia Nord überführt, eine Buchhandlung in Berlin-Spandau wurde an einen Partner abgegeben. Bis zum Jahreswechsel hatte in Berlin eine Tarifbindung gegolten.
Der Verdi-Landesbezirk Berlin-Brandenburg übt erwartungsgemäß Kritik an der Veränderung und nennt das Vorgehen „Tarifflucht“.
Zuletzt hatte Thalia selbst kräftig an seinen Strukturen gearbeitet und eine vielbeachtete Vertriebsgemeinschaft mit Osiander eingegangen. Das Kartellamt hatte die Kooperation gerade akzeptiert.
Leider sind die Zahlen noch zu nett gemeint. Realität sieht anders aus, wenn u.a. die nicht festgelegten Bonis abgezogen sind…
Großkonzerne sind halt nicht immer spendabel.
Man kann nur alle Kunden aufrufen diese Filialen zu meiden. Unmoralische Arbeitsverhältnisse dürfen nicht durch uns Kunden gefördert werden. Kleine inhabergeführte Buchhandlungen bieten einen besseren Service und behandeln die Mitarbeiter besser. Wer prekäre Arbeitsplätze unterstützen möchte, sollte zu Amazon wechseln.ich werde keinen Fuß mehr in diese Läden setzen.
Thalia geht noch weiter: Mitarbeiterinnen werden aktuell Aufhebungsverträge „angeboten“, weil man offensichtlich keinen Kündigungsgrund hat.
Prekär aber eben nicht überall, denn auch unabhängige Buchhandlungen sind durchaus in der Lage, manierliche Gehälter zu zahlen und für ein manierliches Geschäfts- und Kollegenklima zu sorgen!
Jens Bartsch – Buchhandlung Goltsteinstraße in Köln
Sehr traurig. Warum soll man dann noch stationäre Buchhandlungen unterstützen? Prekäre Beschäftigungsverhältnisse nehmen immer mehr zu.