Buchhandelsmarktführer Thalia ist auch in dem von Corona-Handelsbeschränkungen stark belasteten Geschäftsjahr 2020/21 weiter gewachsen. Wenige Tage nach Geschäftsjahresschluss (30.9.) hat Thalia-CEO Michael Busch ein Umsatzwachstum um 7% auf 1,1 Mrd Euro vermeldet. Dies bezieht sich auf die stationären und online-generierten Umsätze in Deutschland und Österreich.
Der Buchhandelsmarktführer geht Busch zufolge alles in allem gestärkt aus der Krise. Aber die Pandemie-Effekte haben trotz der Umsatzzuwächse zu einem Ergebnisrückgang geführt. Zwar habe Thalia auch im abgelaufenen Geschäftsjahr schwarze Zahlen geschrieben (die erst zum Jahresende beziffert werden), aber seine wirtschaftlichen Ziele „deutlich verfehlt“. Der Schaden durch die Lockdown-Zwangsschließungen der Buchhandlungen beziffert Busch mit rund 65 Mio Euro, die absehbar und verspätet nur zu ca. 18 Mio Euro staatlich ausgeglichen würden. Busch kritisiert die Hilfe als unzureichend, angemessen sei eine Übernahme der Hälfte des Schadens.
Verschiebungen in der Kanalstruktur
Die Corona-Beschränkungen im stationären Handel, vor allem die mehrmonatigen Lockdowns mit komplett geschlossenen Läden auch im Weihnachtsgeschäft 2020 haben tiefe Spuren im Gefüge der Vertriebskanäle hinterlassen:
- Der stationäre Umsatz (ca. 320 Buchhandlungen in Deutschland und 40 in Österreich) war auf vergleichbarer Fläche um 16% rückläufig.
- Zugleich hat Thalia online von dem E-Commerce-Boom profitiert und auf dieser Vertriebsschiene um rund 65% zugelegt.
Dadurch hat es eine Verschiebung gegeben: Der Umsatzanteil des E-Commerce ist um 12 Punkte auf 40% oder in Euro auf eine halbe Mrd gestiegen. Im jetzt begonnenen Geschäftsjahr dürften sich die stationären Umsätze erholen, aber auch der E-Commerce wachse weiter.
Auf der Thalia-Plattform
Hinter dem für 2020/21 vermeldeten Wachstum stecken Akquisen: Thalia hatte zu Jahresbeginn den Fachinformationshändlers Lehmanns Media und den auf nichtbuchhändlerischen Vertriebsfeldern aktiven Medien-Rackjobber Spotlight gekauft. Hinzu kommen Kooperationen mit Buchhändlern, die ihr Geschäft auf die Thalia-Plattform aufsetzen, so dass sich Thalia um die Beschaffungslogistik und den Betrieb des Online-Shops kümmert. Auch diese Plattform-Umsätze fließen in die Thalia-Rechnung ein. Zuletzt wurde die 69 Buchhandlungen zählende Osiander-Kette auf der Plattform verankert.
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