Kurz vor Jahresende blickt buchreport aufs Branchenjahr 2018 zurück. Hier ein Überblick über die Ereignisse im Januar.
- 5. Januar: Der fulminante Endspurt in der Weihnachtswoche hat nicht gereicht, das Buchjahr 2017 endet ohne Bescherung. Das zeigt der buchreport-Umsatztrend, erhoben auf der Basis des Handelspanels von Media Control. Der Gesamtbuchmarkt hat 2% Umsatz verloren. Und der stationäre Buchhandel hinkt mit –3% noch etwas stärker hinterher.
- 9. Januar: Der unabhängige Buchhandel verliert ein weiteres Aushängeschild. Viola Taube verkauft ihre Buchhandlung an den stationären Handelsprimus Thalia. Taube hatte in der Vergangenheit auch als stellvertretende Vorsteherin des Börsenvereins (2007 – 2013) immer wieder eine Lanze für die Einzelkämpfer im Buchhandel gebrochen. Jetzt sei es an der Zeit, „noch einmal etwas Neues anzufangen“.
- 10. Januar: Kurz nach dem Weihnachtsgeschäft wird die Schweizer Buchbranche von einem radikalen Schnitt geschockt: Die Ex-Libris-Kette reduziert das Filialnetz schweizweit von 57 auf 14 Dependancen. „An den Büchern hat es nicht gelegen“, versichert der Chef Daniel Röthlin. Das Medienhaus-Kettenkonzept ist gescheitert, weil Musik und Filme gestreamt werden. Das Buchgeschäft verliert viel Sichtbarkeit.
- 15. Januar: Der Börsenverein verliert unablässig Mitglieder: Zum Stichtag 31. Dezember 2017 wurden 4657 Mitglieder gezählt, das sind 3,3% weniger als im Jahr zuvor. Weil viele Austritte erst zum Jahresende erfolgen, zahlen 2018 tatsächlich aber nur noch 4526 Unternehmen Beiträge. Erhöhungen sind wohl nur noch eine Frage der Zeit.
- 16. Januar: Open Science ist wieder einmal Kernthema der Konferenz Academic Publishing in Europe (APE) in Berlin, aber diesmal wird es schnell politisch: Dafür sorgt auch Martin Grötschel, als Präsident der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Hausherr des APE-Events und Mitglied der Verhandlungskommission „Deal“ der Hochschulrektorenkonferenz. Grötschel schießt scharf gegen die „Marktdominanz und groteske Profitmargen im Verlagswesen.“ Bis zum Jahresende löst sich der Verhandlungsknoten zumindest mit Springer Nature offenbar weitgehend: Man habe deutliche Fortschritte erzielt, lassen der Verlag und die Allianz der Wissenschaftsorganisationen im Dezember verlautbaren und geben einen Zeitplan aus: Mitte 2019 solle der „Deal”-Vertrag für die Inhalte von Springer Nature stehen.
- 18. Januar: Bleibt das entschleunigende Buch im Wettlauf mit den Online-Bildschirmattraktionen auf der Strecke? Während der Jahrestagung der IG Belletristik und Sachbuch präsentiert der Börsenverein alarmierende Daten. Von 2012 bis 2016 ist die Zahl der Buchkäufer um 6 Mio auf gut 30 Mio geschrumpft, ein Minus von 16,5%. Allein von 2015 auf 2016 sind 2,3 Mio Leser verlorengegangen. Diese Erkenntnis beschäftigt die Branche auch in den kommenden Monaten, nach dem ersten Schock beginnt die Suche nach Lösungen. Der Kampf um das Publikum wird zur zentralen Aufgabe der kommenden Jahre.
- 18. Januar: Hartmut Falter, Chef der Mayerschen Buchhandlung, bittet zur Eröffnung der neuen Dependance im traditionsreichen Baedeker-Haus (Essen). Der Regionalmarktführer in Nordrhein-Westfalen stimmt nicht in das allgemeine Lamento über die Krise des stationären Geschäfts ein. Im Gegenteil: Die Kette soll bis 2022 kräftig wachsen.
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