Vom Ausbau der Ergänzungssortimente sind neben Fachbuch auch Sach- und Ratgeberverlage betroffen. Dorling Kindersley-Vertriebsleiterin Doris Giesemann (Foto) fürchtet, dass der Buchhandel „übers Ziel hinausschießt“.
Sind Sach- und Ratgeberverlage die Verlierer beim Umbau der Buchhandlungen?
Die große Flächenumnutzung betrifft den einen mehr, den anderen weniger, aber letztlich alle, weil der Buchhandel ja auch auf reduziertem Raum immer noch ein interessantes Programm aus mehreren Verlagen abbilden möchte, um überhaupt noch attraktiv zu sein. Um den geringeren Platz kämpfen jetzt alle, am besten mit Zahlen. Da sieht es für Dorling Kindersley im Augenblick gut aus, aber es geht gar nicht um den einzelnen Verlag, sondern wir Ratgeber- und Sachbuchverlage müssen insgesamt für das nicht-belletristische Buch kämpfen.
Woher rührt die rückläufige Wertschätzung dieses Genres?
Ich habe das Gefühl, dass mancher Entscheider im Buchhandel den Endkunden nicht mehr vor Augen hat. Wer kauft Bücher und was bewegt Leute, Bücher zu kaufen? Buchkäufer sind neugierig, sie wollen inspiriert werden. Sie wollen verführt werden, und zwar nicht durch Schnickschnack, sondern über die Vielfalt der Themen, die der Buchmarkt bieten kann. Da lassen wir uns gern auf eine Diskussion ein. Ich glaube, es ist für uns alle sehr wichtig, dafür zu sorgen, die Buchkäufer im stationären Handel zu halten.
Ein gut ausgewähltes Nonbook-Sortiment…
…kann da durchaus Sinn machen, aber das muss mit sehr viel Fingerspitzengefühl integriert werden. Da habe ich manchmal Sorge, dass man übers Ziel hinausschießt.
Es heißt doch immer: Handel ist Wandel.
Aber es ist schon merkwürdig, wenn der Buchhandel seine Fläche reduziert, während andere Einzelhandelsbranchen das Thema Buch ausbauen. Beispielsweise findet auch im Spielwarenhandel eine Flächenumnutzung statt, aber in Richtung Buch. Ich fürchte, dass im Buchhandel ohne Not etwas weggegeben wird und wir ungewollt die Endkunden dem Buch und dem Stöbern entwöhnen. Bücher muss man entdecken. Ich gehe selten in eine Buchhandlung, um genau ein spezielles Buch haben zu wollen, sondern lasse mich inspirieren.
Was muss konkret passieren?
Interessant finde ich, dass die Verlage stärker an die Zukunft des stationären Buchhandels glauben als der Buchhandel selbst. Deshalb ist es dringend notwendig, dass es eine offene Gesprächsrunde gibt, wo man sich wirklich mit den Buchhändlern an einen Tisch setzt und dann aus beiden Perspektiven zusammenträgt, was passieren muss, damit der Buchhandel auch weiterhin für Endkunden attraktiv bleibt. Ich denke, die Verlage tun im Moment einiges dafür.
Die Fragen stellte Thomas Wilking
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