Während das Mutterunternehmen in den USA weiterhin den Weg aus der Krise sucht, gehen bei der 2010 abgespaltenen britischen Digest-Dependance teilweise die Lichter aus. 90 der 120 Mitarbeiter wurden von Private-Equity-Investor Jon Moulton (Better Capital) entlassen.
Nach einem Bericht des „Guardian“ wurde für die Firmenbereiche Buch, DVD und CD die Insolvenz angemeldet, insbesondere die Direktmarketing-Abteilungen seien betroffen.
Moulton hatte RD Großbritannien 2010 gekauft. Vor einem Jahrzehnt hatte die Zeitschrift auf der Insel noch eine Auflage von über 2 Mio Exemplaren, die inzwischen auf unter 500.000 gesunken ist. Neben der Zeitschrift erscheinen unter der Marke auch Bücher, Hörbücher, Musik-CDs und DVDs.
In den USA hatte RD 2009 einen „geordneten Konkurs“ angemeldet und einen drastischen Umbau der Firma eingeleitet, um im Konkursverfahren die Schuldenlast von 2,2 Mrd auf 550 Mio Dollar zu verringern; der Insolvenzantrag betraf nur das US-Geschäft, nicht aber andere Sparten etwa in Europa und Asien. Im vergangenen Jahr war der Umsatz nach 9 Monaten um über 21% auf 754 Mio Dollar gesunken; unter dem Strich stand nach drei Quartalen ein Nettoverlust von 223 Mio Dollar.
Dass die 1921 gegründete US-Firma unter der eigenen Schuldenlast ächzt, ist auf die Übernahme durch die Beteiligungsgesellschaft Ripplewood im Jahr 2007 (für 2,6 Mrd Dollar) zurückzuführen. Die Private-Equity-Firma nahm das Medienunternehmen von der Börse und packte, im typischen Stil der PE-Unternehmen, Reader’s Digest selbst die Kosten für die Übernahme in Form von Schulden auf die Schultern.
Die Unternehmensgruppe Reader’s Digest Deutschland betont, dass die Veränderungen beim britischen Unternehmen Vivat Direct das Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht berühren. Die britische Gesellschaft sei ein selbständiges Unternehmen, das Produkte unter Lizenz von Reader´s Digest USA im eigenen Namen und auf eigene Rechnung vertreibe. Dieser Lizenznehmer gehöre wirtschaftlich nicht zum Reader’s Digest-Konzern.
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