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Tobias Wilhelm über »Weißer Asphalt«

Tobias Wilhelm wurde 1988 in Wiesbaden geboren und lebt heute in Berlin. Er nennt sich selbst einen „interdisziplinären Geschichtenerzähler“. Wilhelm schreibt Prosa, macht Filme und ist als Musikjournalist tätig. Er studierte Drehbuch und Dramaturgie in Babelsberg, sein Kurzfilm „Zima“ lief auf zahlreichen Festivals und war u.a. für den Deutschen Kurzfilmpreis und den Preis für das beste Drehbuch nominiert. Motive aus Wilhelms’ Biografie sind in seinem ersten Roman „Weißer Asphalt“ verarbeitet.(Foto: Markus Heep)

In den aktuellen Herbstprogrammen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autoren. buchreport stellt 13 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Tobias Wilhelm.

Mein Roman in drei Sätzen

Ich schaffe es in drei Worten: Sex, Drogen, Gewalt. Der Verlag formuliert es so: Wo Härte und Brutalität Tugenden sind und Dealen die aussichtsreichste Karriere darstellt – könnte da die Liebe der einzige Ausweg sein? Als die Gewalt eskaliert, müssen sich vier junge Männer entscheiden. Gelingt ihnen der Ausbruch aus den vorgezeichneten Leben?

Mein Weg zu Hanser

Über einen ehemaligen Professor von mir geriet ich an meinen Agenten Daniel Mursa. Der sagte mir bei unserem ersten Treffen dann gleich, dass „Dealergeschichten“ eigentlich niemand macht, er es aber trotzdem versuchen will. Ich rechnete also mit dem Schlimmsten, aber eine knappe Woche nach dem Treffen hatte ich dann schon den Deal bei Hanserblau. So schnell geht es wohl selten, und ich bin sehr dankbar dafür.

Das Verdienst meiner Lektorin

Ulrike von Stenglin hat sofort verstanden, um was es in meinem Roman geht und um was eben nicht. Im Lektorat hat sie dann alles darangesetzt, das Buch noch besser zu machen und dafür viel Zeit und Kraft investiert. Dass sich jemand so intensiv mit meinem Geschriebenen auseinandersetzt, dabei stets respektvoll und konstruktiv bleibt, habe ich so noch nie erlebt.

Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche

Ich kenne bisher eigentlich nur meinen Verlag und meine Agentur. Da läuft alles sehr professionell und korrekt ab. Die meiste Zeit über lassen die mich aber eh in Ruhe, und ich kann am neuen Buch schreiben und meinem aufregenden Privatleben nachgehen (siehe unten).

Meine Lieblingsbuchhandlung

Kisch & Co. in der Oranienstraße, Berlin-Kreuzberg. Interessanter als die meisten Bücher dort (und generell) sind übrigens die Gespräche der Angestellten, die ich gerne belausche. Im Hinterzimmer befindet sich übrigens ein Ausstellungsraum der NGBK (Neue Gesellschaft für Bildende Kunst). Der Bücherkauf lässt sich also gut durch das Anglotzen von Kunst ergänzen.

Mein Lieblingsautor

Ich könnte jetzt viele Namen nennen. Um es kurz zu machen: Clemens Meyer. Er hat mir gezeigt, dass man auch auf Deutsch über Dinge schreiben kann, die ich bis dahin nur aus dem Englischen kannte. Jörg Fauser und Hubert Fichte habe ich erst einige Jahre später entdeckt.

So lese ich

Abends im Bett, wenn Freundin, Kind und Katze schon schlafen. Wenn Ruhe herrscht und nichts mehr zu tun ist, lese ich am liebsten.

Schreiben ist für mich

Therapie und Geldeinnahmequelle.

Wenn ich nicht gerade schreibe

Bringe ich zum Beispiel den Müll runter und unterhalte mich im Hof mit irgendwelchen Nachbarn. Ich lebe recht unspektakulär.

Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?

Der Text von Tobias Wilhelm hat eine erschütternde Unmittelbarkeit. Die beschriebenen Jungs leben in einer Welt voller roher Härte, umso mehr hat mich die Emotionalität der Figuren mitgenommen, ihre Verletzlichkeit. In der deutschsprachigen Literatur ist diese Perspektive meines Wissens nach ziemlich einzigartig.

Ulrike von Stenglin, Verlegerin

Debütanten im Herbst 2019 – im buchreport.magazin 09/2019

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