Das Taschenbuch steht unter Druck: Die Rückläufe im Taschenbuchformat sind signifikanter als im Gesamtsegment, zeigt eine Marktanalyse von buchreport. Die Umsätze im Taschenbuchmarkt gehen seit einigen Jahren signifikant zurück: 2010 lag der Umsatz um 3,7% unter Vorjahr, im Folgejahr verlor das Taschenbuch um 4,9%. Aktuell liegt der Umsatzrückgang bei ca. 3,5%.
In Bedrängnis gerät das Taschenbuch unter anderem durch konkurrierende Formate: Das Paperback hat sich am Markt etabliert und auch das E-Book gewinnt perspektivisch an Bedeutung. Wie die Verlage darauf reagieren, thematisiert das aktuelle buchreport.magazin 1/2013 (hier zu bestellen) in unterschiedlichen Facetten. Allgemeiner Tenor: Zwar beobachten die Verleger den Taschenbuchmarkt genau und mit besorgter Miene. Doch warnen sie davor, das Taschenbuch voreilig zu beerdigen.
E-Books und Paperbacks knabbern am Taschenbuchmarkt
„Ich gehe davon aus, dass eine Verschiebung der Formate in Richtung Paperback stattfinden wird“, erklärt Gmeiner-Herstellungsleiterin Julia Franze im buchreport.spezial Krimi & Thriller, betont aber auch, dass es noch zu früh sei, um diese zu beziffern. Und auch Goldmann– und Manhattan-Taschenbuch-Verlagsleiterin Andrea Best konstatiert: „Das Paperback knabbert am Taschenbuchmarkt, wenngleich noch unklar ist, wie groß der Bissen ist und wie viel wir künftig noch als Taschenbuch verkaufen.“
Auch das E-Book spielt eine Rolle, wenngleich es aus Sicht von Silvia Kuttny-Walser nur den Rückgang beschleunigt, nicht verursacht. Kuttny-Walser, seit dem Frühjahr 2012 verantwortlich für den digitalen Verlag Edel:eBooks, führt die Taschenbuch-Schwäche im buchreport.magazin 1/2013 darauf zurück, dass die Verlage zu viele Titel auf den Markt gebracht haben: „Die wilde Lust am Wachstum, um Marktanteile zu sichern oder sogar zu vergrößern, erfährt heute einen Dämpfer, weil der Buchhandel nicht mehr so viel aufnimmt.“
dtv-Marketingleiter Rudolf Frankl geht dagegen davon aus, dass das Taschenbuchangebot eher auf dem Niveau von 2012 bleiben wird. Es sei zwar möglich, dass das Taschenbuchangebot noch leicht abgespeckt werde, den Rückgang taxiert der dtv-Marketingchef aber auf höchstens 5% in den kommenden Jahren. Schließlich hätten die Verlage die Zahl der Taschenbücher bereits deutlich zurückgefahren.
Auch Kollegin Best betont, dass man „kein Totenglöckchen für das Taschenbuch läuten“ müsse, sondern die Marktentwicklung genau beobachten sollte. Es gebe schließlich nach wie vor viele Titel, die sich am sinnvollsten im Taschenbuch platzieren lassen. „Und wer weiß, der Taschenbuch-Absatz könnte sogar wieder steigen.“
Wie viele Verwertungsstufen verträgt das Buch?
Auf eine solche Entwicklung setzt auch Droemer–Knaur-Geschäftsführer Hans-Peter Übleis, der die Zahl der Taschenbücher in Originalausgabe zum 50. Jubiläum von Knaur Taschenbuch deutlich erhöhen will. Er ist davon überzeugt, dass das Taschenbuch noch lange leben wird. Aber, räumt er im Interview mit buchreport.magazin ein: „Die Reprintverwertung wird schwieriger, weil der Buchmarkt wie alle anderen Medien- oder Kulturbereiche immer schneller tickt.“
Es stehe fest, dass die Vierfachverwertung Hardcover, Paperback, Taschenbuch und E-Book nicht mehr funktioniere. Verlage sollten sich deshalb auf zwei (E-Book und Print) bis drei Verwertungsstufen (Hardcover, Taschenbuch, E-Book) beschränken, so Übleis.
Ganz anders die Strategie von Klett–Cotta: Geschäftsführer Michael Zöllner will die Zahl der Verwertungsstufen im Segment Geschichte erhöhen und testet eine dritte Vermarktungsform mit dem Sachbuch „Die klassische Welt“. Seit 2010 ist das Panorama der Antike für 39,95 Euro bei Klett-Cotta als Hardcover erhältlich. 2013 lässt der Stuttgarter Verlag ein Paperback folgen und hofft, dass Rowohlt in drei Jahren eine Taschenbuchlizenz erwerben wird. Die Verlage hoffen darauf, eine neue Zielgruppe zu erschließen.
Die Taschenbuch-Analyse sowie Einschätzungen der Verleger lesen Sie ausführlich im aktuellen buchreport.magazin Januar 2013 sowie im beiliegenden buchreport.spezial Krimi & Thriller (hier zu bestellen).
Ich lese seit einiger Zeit gerne im E-Book-Format. Taschenbücher kaufe ich meist nur noch, wenn mich der Roman/das Buch wirklich fasziniert und/oder wenn ich es verschenken möchte.
Gäbe es allerdings das Papierbuch inklusive einer E-Book-Version wäre ich sogar bereit, den höheren Preis der Papierausgabe zu bezahlen, einfach wegen des Mehrwerts.
Vielleicht wäre die Kombination Papier+Digital eine Möglichkeit, den rückläufigen Umsatz zu stabilisieren? Ein Versuch wäre es sicherlich wert.