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Traditionsunternehmen hat kein Geld mehr

Der Druck- und Mediendienstleister Stürtz (380 Mitarbeiter, Jahresumsatz: 70 Mio Euro) hat am Donnerstag (31. 1.2013) beim Amtsgericht Würzburg den Antrag auf Eröffnung der Insolvenz gestellt. Das 1830 gegründete Unternehmen, das seit 2004 dem deutsch-niederländischen Druckereikonsortium Euradius mit Sitz im niederländischen Meppel angehört, führt die Pleite auf „brancheninduzierte Umsatzrückgänge“ vor allem im Verlagskundenbereich zurück.

Außerdem habe der Verlust attraktiver, periodischer Großobjekte die Firma im Geschäftsjahr 2012 zusätzlich destabilisiert. Die maßgeblichen Gläubiger, heißt es in einer Pressemitteilung, hätten dem jüngst vorgestellten Restrukturierungsplan nicht zugestimmt – ein Vertrauensentzug.

Geschäftsführer Ronald Hof zeigte sich gegenüber der „Mainpost“ kämpferisch: „Wir haben eine reale Chance, das Unternehmen zu erhalten.“  Entgegen ersten Meldungen sei das Schwesterunternehmen CMS noch nicht insolvent. „Wir hoffen, dass wir das vermeiden können.“ Für Hof sei es bitter, dass der Traditionsbetrieb höhere Umsätze mache als früher, aber nicht genug, um in der bisherigen Form zu bestehen.

Altlasten aus gescheiterter Fusion

Die eigene Notlage wird in Würzburg auch mit einem Schuldenberg begründet, den das Unternehmen aus einer gescheiterten Fusion geerbt habe. 2009 wurde eine Allianz von Euradius mit der Sheridan Group aus den USA wieder aufgelöst. Die Amerikaner hätten dem Unternehmen einen Teil des Kaufpreises für die Anteile am Gemeinschaftsunternehmen als Schulden aufgebürdet, um den Kaufpreis zu refinanzieren – Millionen, die Euradius beim Rückkauf mit habe übernehmen müssen. 

Aktuell laufen Geschäftsbetrieb und Produktion laut Stürtz ohne Einschränkungen weiter. Eine „umfassende Sanierung“ solle den Werterhalt des Unternehmens und seine gefestigte Marktposition sichern.
Stürtz zählt nach eigenen Angaben  zu Deutschlands führenden Bogenoffset- und Rollenoffset-Druckhäusern für Zeitschriften, Journals, Schul-, Fach- und Sachbücher sowie für anspruchsvolle industrielle Printprodukte und Corporate Publishing-Medien. Die Kundenstruktur umfasse weltweit agierende Wissenschafts- und Fachinformationsverlage, Schulbuchverlage, Special-Interest- und B2B-Verlage sowie die Industrie und den Dienstleistungssektor.

Zu den großen Kunden von Stürtz gehört die Langenscheidt-Verlagsgruppe. 2011 hatte Langenscheidt das Geschäftsfeld der Print-Beschaffung – Projektmanagement, Druck, Weiterverarbeitung sowie Produktionsservices – vollständig an das Würzburger Unternehmen übertragen. 

Update:

Das Verlagshaus Würzburg GmbH & Co.KG betont, dass es nicht dem Druck- und Mediendienstleister Stürtz GmbH angehört und mit dieser weder gesellschaftlich, noch wirtschaftlich verbunden sei. „Wir teilen lediglich eine lange vergangene Historie und, aus dieser resultierend, den Namen miteinander.“

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