Aufgrund des Auftritts von Autor Salman Rushdie als Redner bei der Eröffnungs-Pressekonferenz hat das iranische Kulturministerium seine Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse abgesagt. Einzelne iranische Verlage wollen hingegen zur Branchenschau kommen.
„Wir bedauern die Absage des iranischen Kulturministeriums sehr“, wird Messedirektor Juergen Boos zitiert. „Die Frankfurter Buchmesse ist ein Ort des Dialogs. Gleichzeitig hoffen wir, dass die diesjährige Absage nur eine kurze Unterbrechung der bestehenden Gespräche bedeutet und wir die geknüpften Beziehungen weiter ausbauen können.“ Dennoch gelte für die Messeverantwortlichen: „Die Freiheit des Wortes ist nicht verhandelbar. Es darf nicht in Vergessenheit geraten, dass Rushdie für sein Werk immer noch mit dem Tod bedroht wird.“
Der iranische Staatschef Ajatollah Chomeini erließ vor mehr als 25 Jahren eine Fatwa gegen Rushdie. Grund war sein Roman „Die satanischen Verse“ und die Darstellung des Propheten Mohammed darin.
Rushdies deutscher Verlag C. Bertelsmann bedauerte in einer Stellungnahme die Absage des iranischen Nationalstands: „Salman Rushdie ist einer der bedeutendsten Autoren unserer Zeit, seine Bücher gehören zum Schatz der Weltliteratur und sind vielfach preisgekrönt. Seine jüngsten Werke, die Autobiografie ‚Joseph Anton‘ (2012) und der gerade erschienene Roman ‚Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte‘ zeigen eine klare Haltung in Bezug auf religiös motivierte Gewalt und Unterdrückung. Rushdie tritt als Romancier und Intellektueller seit Jahrzehnten überzeugend für die Rede- und Meinungsfreiheit ein.“
„Die internationale Buchwelt, die sich Jahr für Jahr zur Messe in Frankfurt trifft, lebt vom freien Austausch von Ideen. Dass ein Staat seine Verlage und Autoren daran hindert, an diesem vielstimmigen Dialog teilzunehmen, ist traurig und empörend“, sagt Thomas Rathnow, Verleger und Mitglied der Geschäftsführung der Verlagsgruppe Random House. „Große Literatur wie die von Salman Rushdie ist stets eine Einladung zur Auseinandersetzung mit den wichtigen Fragen ihrer Zeit. Und ein Plädoyer für Menschlichkeit, Toleranz und Meinungsfreiheit.“
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