Die Konkurrenz im Internet lässt in Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen Auflagen bröckeln und Anzeigenerlöse versiegen. Dass die Blattmacher auf der Suche nach neuen Einnahmen auch aufs Revier der Buchverlage schielen, zeigten die erfolgreichen Presse-Editionen der vergangenen Jahre. Jetzt experimentieren die Pressehäuser mit einer Zweitverwertung ihrer Inhalte in Form von E-Books.
Ins neue Format kommen „ausgewählte Texte, die über den Tag hinaus relevant und lesenswert sind“, formuliert Hans Peter Trötscher, Leiter Internet-Service im Frankfurter Allgemeine Archiv, den Ansatz, der bisher in zehn „FAZ“-Auskoppelungen mündete. Auch die anderen Programme sind noch schmal:
- Mit ca. 30 Titeln hat Gruner+Jahr mit Inhalten aus Magazinen wie „Geo“ und „Eltern“ schon ein vergleichsweise großes Angebot. „Aktuell läuft das Projekt noch in kleinerem Umfang, um erst einmal Erfahrungen mit den Ansprüchen und Erwartungen der User zu sammeln“, erklärt eine Sprecherin.
- Aus Inhalten der „Süddeutschen“ sind bisher 28 E-Books entstanden.
- 17 Titel hat der Medienriese Axel Springer Verlag bisher aus seinen Blättern „Welt“, „Hamburger Abendblatt“, „Berliner Morgenpost“ und „B.Z.“ gezogen.
- 19 E-Books bietet der Verlag der „Zeit“ feil.
Wissenschaft, Porträts und Reisebücher
Groß ist die Bandbreite bei den Inhalten: Sie reicht vom Ratgeber „Steuern 2012“ der „Berliner Morgenpost“ über Porträts wie „Joachim Gauck“ („Süddeutsche“) bis hin zu gesammelten Wissenschaftsartikeln wie „Das unterschätzte Tier“ („Zeit“). Für besonders attraktiven Stoff halten die Pressehäuser Reisereportagen, die sie als „City Guides“ und „Reiselesebücher“ anbieten.
Auch die Zahlungsbereitschaft der Käufer wird noch ausgetestet: Die Spanne reicht von 99 Cent für den „SZ“-Titel „Barack Obama“ bis 17,99 Euro fürs „FAZ“-E-Book „Modemacher. Porträts aus der Welt des schönen Scheins“. Beim Pricing spiele neben dem Thema auch die teilweise anspruchsvolle multimediale Ausstattung eine Rolle, erläutert Trötscher. Ein großes Geschäft dürften die Presseverlage mit der elektronischen Zweitverwertung aber noch in keinem Preissegment machen. Der Zeitverlag etwa, der alle E-Books unter 5 Euro bepreist hat, ließ das Fachmagazin „Journalist“ wissen, „man freue sich, bereits 300 bis 350 Exemplare im Monat zu verkaufen“.
Hallo, gibt es einen Link oder weitere Informationen zum E-Book-Programm der G+J-Marke „Eltern“? Konnte auch durch intensive Websuche leider nichts dazu finden!
Herzlichen Dank!
Zweitverwertung, aha. Wie wäre es denn mit einer Erstverwertung?
Wenn man nämlich Zeitung auf einem E-Book-Reader lesen will, kommt man an Amazon kaum vorbei.
Es fehlt auf der technischen Seite – es gibt keinen anderen 3G-fähigen E-Book-Reader als den Kindle, und überall und ohne monatliche Gebühren mal eben die Tageszeitung abrufen zu können, ist unschlagbar.
Es fehlt an Inhalten, die nicht über Amazon zu beziehen sind. Die ZEIT hat es hinbekommen, aber das Digitalangebot der ZEIT war immer schon der Konkurrenz voraus. Außerdem lässt man sich es auch eher gefallen, eine Wochenzeitung per E-Mail/USB oder WLAN auf den E-Book-Reader zu befördern; bei einer Tageszeitung wäre das zu umständlich (wenn man nicht gerade ständig in WLAN-Nähe ist).
Die taz gibt es auch in einer E-Book-Version, aber die Probeausgabe war derart abschreckend, dass zumindest ich da nicht so schnell wieder hineingucken werde.
Man könnte da etwas machen, aber man macht nicht. Obwohl es, jede Wette, viel einfacher ginge, als eine App für ein Tablet-OS zu programmieren.