Orell Füssli hat das Krisenjahr 2020 gut überstanden und kommt mit einem Minus von 8% beim Nettoerlös aus dem Corona-Jahr heraus. Dabei sei ein großer Teil des Minus natürlich der Pandemie geschuldet, aber auch dem Verkauf eines Geschäftszweig im Tochterunternehmen Zeiser, wie Orell Füssli mitteilt.
Für die zusammen mit Thalia betriebene Buchhandelssparte bedeutet das einen corona-bedingten Umsatzrückgang von 1,2% und ein um 15% niedrigeres Betriebsergebnis. Aus den gemeldeten Anteils-Kennzahlen ergibt sich ein Gesamtumsatz für den Schweizer Buchhandels-Marktführer von 192,4 Mio Schweizer Franken und ein EBIT von 11 Mio Schweizer Franken.
Insgesamt erwirtschaftete die Orell Füssli AG im Jahr 2020 ein Nettoerlös von 218,6 Mio Schweizer Franken CHF (Vorjahr 237,4 Mio). Davon trug die Buchhandelssparte rund 96,2 Mio CHF bei.
Das Betriebsergebnis (EBIT) verringerte sich auf 14.4 Mio CHF (Vorjahr 18.2 Mio). Das Jahresergebnis lag auf Grund von Steuer- und Finanzergebnissen mit 15.0 Mio allerdings über dem Vorjahr (10.9 Mio.). Das Eigenkapital inklusive Minderheitsanteile ist mit 144.5 Mio (Vorjahr 147.8 Mio) leicht tiefer als Ende 2019. Die Eigenkapitalquote betrug Ende Jahr 68.4% (Vorjahr 66.8%).
Für das Unternehmen basiere das Ergebnis vor allem auf den beiden Pfeilern Sicherheit und Bildung: Ein Schweiz-Fokus beim Buchhandel und ein internationales Geschäft mit langfristigen Staatsaufträgen im Sicherheitsdruck. Der Markt für Banknoten und Wertdokumente war 2020 intakt und die Nachfrage nach Banknoten während der Corona-Pandemie war vorhanden. Die Fundamentaldaten des Marktes für Banknoten und Wertdokumente sind robust und der Markt wächst jährlich um 4% bzw. 6%. Das Geschäftsumfeld ist in den letzten Jahren jedoch spürbar anspruchsvoller geworden. Überkapazitäten im Markt für Banknoten führen zu erhöhter Wettbewerbsintensität und Preisdruck. Der Buchhandel in der Schweiz blickt ebenfalls auf ein anspruchsvolles Jahr zurück, dies vor allem wegen des Lockdowns im Frühjahr und den Corona-Massnahmen im Detailhandel während der 2. Jahreshälfte.
2020 habe Orell Füssli den vor zwei Jahren eingeleiteten Strategieüberprüfungsprozess des Konzerns erfolgreich abgeschlossen. Dieser habe zu einer Stärkung der Marktposition der Divisionen beigetragen, welche nun alle profitabel arbeiten. Der Orell Füssli Konzern ist nach eigener Aussage heute klarer strukturiert, arbeitet effizienter und konzentriert sich auf ausgewählte Bereiche der Wachstumstrends Sicherheit und Bildung.
Im Detail: Division Buchhandel
2020 betrug der Nettoerlös der Division Buchhandel quotenkonsolidiert CHF 96.2 Mio (mit Thalia insgesamt also 192,4 Mio CHF, siehe oben) und verzeichnete damit gegenüber dem Vorjahr (CHF 97.4 Mio) einen leichten Rückgang von 1.2 %. Das Betriebsergebnis (EBIT) betrug 5.5 Mio. (Vorjahr CHF 6.5 Mio).
Die wegen Corona äußerst anspruchsvollen Marktbedingungen führten letztes Jahr beim Buchhandel zu einem leichten Umsatzrückgang. Im Zusammenhang mit dem nationalen Lockdown im März/April 2020 mussten sämtliche Filialen für 8 Wochen geschlossen werden. Im Dezember 2020 führten erneute Einschränkungen für den Detailhandel, wie etwa das Verbot von Sonntagsverkäufen, Lockdowns in den Kantonen Aargau und Solothurn, sowie Kapazitätsbeschränkungen in den Läden zu erheblichen Beeinträchtigungen im Weihnachtsgeschäft. Schweizweite Homeoffice-Empfehlungen während praktisch des ganzen Jahres führten zu tiefen Pendlerfrequenzen, was sich negativ auf die Umsatzentwicklung wichtiger Bahnhofsfilialen sowie Filialen großer Innenstädte auswirkte. Insgesamt verzeichnete das stationäre Geschäft im vergangenen Geschäftsjahr 2020 einen Umsatzrückgang von 22%. Dank der etablierten Omnichannel-Strategie und dem E-Commerce konnte das Digital- und Onlineversand-Geschäft ein Umsatzwachstum von 46% verzeichnen und damit einen erheblichen Teil der Umsatzausfälle aus dem stationären Geschäft kompensieren. Die Division konnte auch im schwierigen Jahr 2020 die Position als Schweizer Marktführer im Buchhandel festigen und Marktanteile dazugewinnen. Das stationäre Filialportfolio wurde durch Neueröffnungen in den beliebten Einkaufscentern Volkiland in Volketswil und Zentrum Regensdorf verstärkt. Die größte Orell Füssli Filiale an der Bahnhofstrasse in Zürich wurde 2020 komplett umgebaut und erneuert. In Bern wurde Ende November 2020 an zentraler und attraktiver Lage eine neue Filiale eröffnet, dies als Ersatz für den Standort im LOEB Warenhaus, der Ende Jahr aufgegeben wurde. 2021 stehen der Division Buchhandel erneut grosse Herausforderungen bevor. So mussten am 18. Januar 2021 bis Ende Februar coronabedingt erneut sämtliche Filialen geschlossen werden.
Im Detail: Verlage
Dank der guten Umsatzentwicklung und der umgesetzten Massnahmen konnten die Verlagsgeschäfte im letzten Jahr erstmals wieder einen positiven EBIT ausweisen. Der Nettoerlös der Orell Füssli Verlage lag letztes Jahr um CHF 0.5 Mio und somit 4% über dem Vorjahr. Während die Umsätze der Juristischen Medien, der Lernmedien und beim Kinderbuch im Rahmen des Vorjahres lagen, war beim Sachbuch, dank Bestsellern im Frühjahrsprogramm, eine Steigerung zu verzeichnen. Im Rahmen der Entwicklung der Verlage wurde ein umfangreiches Transformationsprogramm während des letzten Jahres umgesetzt und planmässig per Ende Jahr abgeschlossen. Die wesentlichen Elemente waren die Optimierung der Verlagsorganisation, die Einstellung des Sachbuchprogramms sowie der Marke OF Kinderbuch und der Verkauf des Atlantis Verlages an die Kampa Verlag AG. Künftig konzentriert sich Orell Füssli auf Lern- und juristische Medien sowie die bekannten Kinderbuchmarken Globi und Carigiet für Kinder im Primarschulalter. Der Verlag verfügt in diesem Bereich über ein starkes und etabliertes Programm und sieht ein attraktives Potenzial für die Weiterentwicklung des Geschäftsbereiches und den Ausbau der Marktposition.
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