Im britischen Buchmarkt herrscht Alarmstimmung. Nachdem der Juli bereits weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben war, hat der August ähnlich wie im deutschen Buchmarkt für eine tiefe Delle gesorgt: Der von BookScan ermittelte Buchhandelsumsatz mit gedruckten Büchern in Höhe von 107,5 Mio Pfund lag um 8% hinter dem Vorjahresmonat zurück. Die Halbzeitbilanz weist nach sechs Monaten ein Minus in der Kasse von 3% auf 677,4 Mio Pfund aus, das schlechteste Zwischenergebnis seit 2005.
Vor allem der unabhängige Buchhandel auf der Insel steht unter Druck. Seit Jahren kennen die Mitgliedszahlen der Booksellers Association (BA) nur den Weg nach unten. Zuletzt waren es 1289 Independent-Mitglieder; im Zehn-Jahres-Vergleich ist ihre Zahl um 27% gesunken.
Und es werden immer weniger: In den letzten Wochen mehren sich die Hiobsbotschaften von Sortimentern, denen das Wasser bis zum Hals steht. Mindestens ein halbes Dutzend Indies hat seit Ende August das Handtuch geworfen. Dazu passt eine neue Studie der Einzelhandelsexperten von Experian, dass es in 580 britischen Städten gar keine Buchhandlung mehr gibt.
Nicht nur dem Buchhandel steht das Wasser bis zum Hals
Die wachsende Konkurrenz durch den Online-Handel, das digitale Geschäft und die Supermärkte tragen zweifellos ihr gerüttelt Maß zur Misere des Indie-Buchhandels bei. Doch die Gründe gehen tiefer, denn es ist nicht nur der Buchhandel, der Alarm schlägt, sondern der stationäre Einzelhandel insgesamt, viele große Filialisten inklusive.
Die britische Konjunktur geht an Krücken, die Zahl der Arbeitslosen steigt. Explodierende Energiekosten, Steuererhöhungen und drastisch reduzierte Sozialleistungen des Staates sorgen dafür, dass immer weniger Geld zur Verfügung steht. Die Analysten von Local Data Company haben jüngst ausgerechnet, dass Ende Juni 14,3% der gesamten Ladenfläche in England, Schottland und Wales leer stand, in einzelnen Städten betrugen die Leerstände sogar bis zu einem Drittel.
Zu den wenigen Einzelhändlern, die derzeit nicht klagen, gehören die Discounter. So wie The Works, Großbritanniens größter Buchverramscher, der in diesem Jahr bereits 43 neue Läden eröffnet hat. The Works kauft und verkauft billigst nicht nur die Restbestände der Verlage, sondern leert auch bei den meisten Buchhandelsschließungen die Regale. Insgesamt operiert der Discounter im Besitz der Private-Equity-Firma Endless derzeit mit 304 Filialen. Im Geschäftsjahr 2010/11 (31. Mai) hat The Works 21 Mio Bücher verkauft und 11,4 Mio Pfund umgesetzt, ein Plus von 7,9%.
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