Heute widmen sich die Feuilletons groß und breit der Frage, ob Walter Kappacher den Büchner-Preis verdient hat. Die Entscheidung der Akademie ist laut „FAZ“ ein „Hupen, ein lauter und schöner Fanfarenstoß, der nicht nur Leser aufmerksam machen, sondern auch Kappachers Verlage Residenz und Deuticke aufwecken sollte, damit sein Werk endlich wieder komplett zugänglich gemacht wird“.
Die „Frankfurter Rundschau“ meint, bei der Entscheidung kämen Zufall und Notwendigkeit zusammen – Kappacher sei ein würdiger Preisträger, „ein feiner, subtiler Stilist und Einzelgänger“, der gleichwohl anders als seine Vorgänger Josef Winkler und Martin Mosebach nicht aufwühle und nicht provoziere.
Die „SZ“ erklärt, der Autor sei zwar ein Einzelgänger, aber keine Figur des apart Abgelegenen. „In seiner Prosa stellt sich die Stifter-Tradition den Krisen der Moderne.“
Die „Neue Zürcher Zeitung“ verzichtet auf einen Kommentar, errläutert nur, dass nicht Urs Widmer, nicht Robert Menasse, nicht Katja Lange-Müller, sondern ein „Stiller im Lande“ gewonnen habe.
Die „Welt“ lobt die „glückliche, hoffentlich richtungsweisende Wahl“ und den Roman „Selina“, der „hinreißend in seiner leisen Musikalität und stifterischen Aufmerksamkeit für das Kleine, das das Große spiegelt“ sei.
Die „taz“ ist skeptisch. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung favorisiere werthaltige, nachhaltige Schreibansätze. „Ein bisschen, hat man den Eindruck, ist das inzwischen so wie bei der katholischen Kirche: Anstatt sich um Öffnung zu bemühen, sucht man den festen Grund für die eigene Institution.“
Der „Tagesspiegel“ schreibt: „Unbüchner’scher“ als Walter Kappacher könne man nicht schreiben. „In der gleichmäßigen Stille seiner Prosa wohnen weder Zorn noch Verzweiflung.“
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 29), fr-online.de, „Süddeutsche Zeitung“ (S. 13), nzz.ch, welt.de, taz.de, tagesspiegel.de
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„Süddeutsche Zeitung“ (S. 13), „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 31)
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