Fast ein halbes Jahr, nachdem Sony, Thalia und Libri mit großem medialen Tamtam auf der Leipziger Buchmesse den exklusiven Vertrieb des E-Book-Lesegeräts über den Buchhandel gestartet haben, leiten die Japaner in Deutschland eine Kehrtwende ein. Zur IFA, der weltgrößten Messe für Consumer Electronics (CE) in Berlin, weitet Sony den E-Vertrieb auf den CE Handel aus. Umso dringlicher stellt sich die Frage, welche Rolle der stationäre Buchhandel künftig noch im E-Book-Geschäft spielt. (Fotomontage: buchreport.de)
Zum Abschluss der exklusiven Kooperation mit dem Buchhandel lobt Martin Winkler, Marketing Director der Sony Deutschland GmbH, die Zusammenarbeit mit dem Sortiment: „Gemeinsam haben wir einen bedeutenden Schritt für die Entwicklung dieser neuen Produktkategorie und damit für die Zukunft des digitalen Lesens unternommen.“ Jetzt weite Sony den Vertrieb aber aus, „um noch mehr Konsumenten für digitale Lesegeräte zu begeistern und zu erreichen“. Sony werde weiterhin „vertrauensvoll mit dem Buchhandel zusammenarbeiten und ihn optimal bei der Vermarktung und dem Vertrieb unseres Reader Sortiments unterstützen“.
Trotz des überschwänglichen Lobs bleiben die (von Sony noch unbeantworteten) Fragen,
- ob Sony nicht am exklusiven Vertrieb über den Buchhandel festgehalten hätte, falls die Absatzzahlen höher ausgefallen wären.
- ob nicht der stationäre Buchhandel mit der Ausweitung der Vertriebszone durch Sony den letzten Vorteil im E-Book-Geschäft eingebüßt hat.
- und ob nicht die Allianz mit dem Buchhandel im Frühjahr im nachhinein zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt geschlossen wurde: mit einem veralteten, zu teuren Modell, ohne großes Bestseller-Angebot…
Kriterien, die sich zum Start der Reader im CE-Handel erheblich verbessert haben: Inzwischen gibt es zumindest ansatzweise ein Angebot an Bestsellern (nachdem Random House eingestiegen ist), und die billigsten E-Reader von Sony werden vermutlich bald auch hierzulande für 140 Euro angeboten.
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