Die Entwicklungen im Bibliotheksgeschäft machen Verlagen und Handel Sorgen. Das wurde auf der gemeinsamen Tagung der Fachausschüsse des Börsenvereins deutlich.
Die Hochschulrektorenkonferenz verhandelt mit den drei Wissenschaftsriesen Springer Nature, Wiley und Elsevier über Bundeslizenzen für das Zeitschriftenportfolio der Bibliotheken. „Das hat Auswirkungen auf Bibliotheken, Verlage und Buchhandel, die aus unserer Sicht problematisch sind. Die Vielfalt des Marktes wird bedroht“, betonte Matthias Ulmer, Vorsitzender des Verlegerausschusses.
Die kritischen Punkte, die in Frankfurt beleuchtet wurden:
- Monopolisierung: Der Anteil der Großen an den Bibliotheksbudgets wird durch die Paketlösung weiter steigen und noch mehr Verlage gehen leer aus. „Das wird zu einer Fortsetzung der Konzentrationsbewegung im Bereich wissenschaftlicher Verlage führen. Wenige Mitglieder profitieren enorm von den Verhandlungen, der Großteil der Mitglieder leidet darunter“, mahnte Ulmer.
- Keine Wahlfreiheit: Bibliotheken können entscheiden, ob sie eine bestimmte Zeitschrift haben wollen oder nicht, und sie können damit auch gegen die Preispolitik der großen Wissenschaftsverlage protestieren. Das würde wegfallen wenn sie im Rahmen der Bundeslizenzen künftig Pakete bekommen, „ob sie nun wollen, oder nicht“.
- Abgeklemmter Handel: Betroffen wären auch die Geschäftsbeziehungen des Sortiments mit den Bibliotheken, die nicht nur von den großen Aggregatoren im wissenschaftlichen Buchhandel gepflegt werden.
Weil Mitgliedsfirmen involviert sind, will der Börsenverein das Thema noch im Mai mit der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher Verleger (AWV) und der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher Sortimenter (AWS) erörtern, um dann im nächsten Schritt die Politik mit ins Boot zu holen. Der Verband hofft auf offene Ohren. Ulmer: „Kulturstaatsministerin Monika Grütters fördert mit dem Buchhandlungspreis genau die Vielfalt, die jetzt durch die Verhandlungen der Hochschulkonferenz zerstört wird“.
Parallel will der Börsenverein auf die Wissenschaftsorganisationen, die Hochschulen und die Wirtschaftsministerien auf der Länderebene zugehen, um auch dort Sensibilität für das Thema zu wecken.
Alle Zeichen deuten darauf hin, dass gerade die drei „Wissenschaftsriesen“ angesichts der Piraterie-Lage nicht umhin kommen, zügig auf Open Access umzustellen (und sie sind ja bereits dabei). Dann ist der Buchhandel ohnehin außen vor. Verhandelt werden müsste jetzt doch, wie künftig wissenschaftliche Publikationen finanziert werden. Bundeslizenzen passen da gar nicht ins Szenario (falls jemand ein realistischeres weiß, wäre ich sehr interessiert).