Dass der südafrikanische Literaturnobelpreisträger John M. Coetzee (sprich: Kozia) mit literarischen Spiegelbildern seiner selbst nicht eben gnädig umgehe, hätten bereits die autobiografisch geprägten Werke „Der Junge“ und „Die jungen Jahre“ gezeigt, schreibt die „NZZ“ zu seinem neuen Werk „Sommer des Lebens“. klar. Mit diesm Buch liege jetzt ein weiteres Werk vor, das den autobiografischen Anspruch im gleichen behauptet und demontiert. So springe der Autor gleich zu Beginn des Buches sozusagen ins eigene Grab, denn Coetzee habe, so heißt es, das Zeitliche bereits gesegnet. Der John Coetzee im Buch sei zwar einerseits durch lebensgeschichtliche wie charakterliche Bezüge an der realen Person festgemacht; anderseits seien die biografischen Divergenzen so markant, dass man sich hüten solle, Autor und literarisches Alter Ego miteinander zu identifizieren. Vier von den fünf Personen, die in den Interviews zum fiktivien Coetzee zu Wort kommen, sind Frauen. Doch sei das Buch alles andere als eine auf den Spiegel sanfter Frauenaugen geworfene narzisstische Selbstprojektion des Verfassers. Wie viel Faktizität – was nicht dasselbe wie Wahrheit sei – in der irisierenden, irritierenden und dennoch scheinbar so scharf ausgeleuchteten Lebensbeschreibung liege, die John M. Coetzee seinen Lesern vorlegt: Diese Frage werde auch eine echte Biografie des zurückhaltenden Nobelpreisträgers dereinst kaum schlüssig beantworten können.
John M. Coetzee: Sommer des Lebens. S. Fischer, 19,95 Euro
nzz.ch
NACHGELESEN – Bücher in der Presse
Belletristik
Airen: I am Airen Man. Blumenbar, 18 Euro
tagesspiegel.de
Christine Brühl: Out of Adel, Verlag Gustav Kiepenheuer, 18,95 Euro
tagesspiegel.de
Finn-Ole Heinrich: Gestern war auch schon ein Tag. Erzählungen. Mairisch Verlag, 16,90 Euro
„FAZ“ (S. 32)
Gerard Manley Hopkins: Journal. Verlag Jung und Jung, 28 Euro
„SZ“ (S. 14)
Hartmut Lange: Der Abgrund des Endlichen. Drei Novellen. Diogenes Verlag, 19,90 Euro
„FAZ“ (S. 32)
Judith Lennox: Das Haus in den Wolken. Piper, 9,95 Euro
spiegel.de
Rick Riordan: Percy Jackson 01. Diebe im Olymp. Carlsen, 8,95 Euro
spiegel.de
Alain Mabanckou: Black Bazar. Roman. Liebeskind Verlag, 19,80 Euro
tagesspiegel.de
Yishai Sarid: Limassol. Kein & Aber, 16,90 Euro
„SZ“ (S. 12)
Heinrich Zille: Hurengespräche. Komet Verlag, 48 Euro
bild.de
Hans Zippert: Was macht dieser Zippert eigentlich den ganzen Tag? Aus dem Leben eines bekennenden Kolumnisten. Edition Tiamat, 14 Euro.
„SZ“ (S. 14)
Sachbuch
Caroline Alexander: Der Krieg des Achill. Die Ilias und ihre Geschichte. Berlin Verlag, 24,90 Euro
„FAZ“ (S. 32)
Artur Domosławski: Kapuściński non-fiction. Verlag Świat Ksiąźi, Warschau
„FAZ“ (S. 33)
Oliver Errichiello/Arnd Zschiesche: Markenkraft im Mittelstand. Gabler, 39,90 Euro
„FTD“ (Beilage enable, S. 29)
Gunter Dueck: Aufbrechen. Warum wir eine Exzellenzgesellschaft werden müssen. Eichborn Verlag, 19,95 Euro
„FTD“ (Beilage enable, S. 28)
Dieter Henrich: Hegel im Kontext, Suhrkamp Verlag, 10 Euro
fr-online.de
Gisela Mayer: Die Kälte darf nicht siegen. Was Menschlichkeit gegen Gewalt bewirken kann. Ullstein Verlag, 19,95 Euro
„SZ“ (S. 14)
Erik Orsenna: Die Zukunft des Wassers – Eine Reise um unsere Welt. C.H. Beck, 21,95 Euro
fr-online
Ingrid und Manfred Stolpe: Wir haben noch soviel vor. Unser gemeinsamer Kampf gegen den Krebs. Ullstein, 19,95 Euro
bild.de
Kochbuch
Sophie Dahl: Verführerisch. Bloomsbury Berlin, 19,95 Euro
„SZ“ (S. 9)
VORAUSGEHÖRT – Bücher im Radio
Leo Tolstoi: Krieg und Frieden (1/29). RBB Kulturradio, 14.30 Uhr
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