In den Innenstädten setzen Filialisten die mittelständischen Fachgeschäfte unter Druck. In Karlsruhe wehren Fachhändler sich dagegen mit dem Verbund „Top-Fachgeschäfte“ (hier weitere Infos). Ein Interview mit Eduard Peltzer, Inhaber des Spielwarengeschäfts Doering in der Karlsruher Innenstadt, über den Verbund „Top-Fachgeschäfte“, in dem sich zehn ortsansässige Händler mit insgesamt mehr als 10000 qm Verkaufsfläche zusammengeschlossen haben.
Was verbirgt sich hinter dem Namen „Top-Fachgeschäfte“?
Wir sind ein Bündnis von zehn inhabergeführten Fachgeschäften in der Karlsruher Innenstadt, die in verschiedenen Handelsbereichen tätig sind. Wir haben zum Beispiel neben dem Spielwaren- und Hobbyartikelgeschäft Doering auch einen Juwelier, ein Sportgeschäft, einen Optiker und Vertreter anderer Branchen dabei.
Wie kam es zur Gründung des Verbunds?
„Top-Fachgeschäfte“ ist aus der Not heraus geboren. 2003 ist in der Karlsruher Innenstadt Süddeutschlands größtes ECE-Einkaufscenter mit rund 30000 qm Geschäftsfläche eröffnet worden, in das vor allem die Filialen großer Handelsketten eingezogen sind. In den folgenden 15 Monaten haben andere Handelsketten nachgezogen und insgesamt noch einmal rund 100 Mio Euro in der Karlsruher Innenstadt investiert. Da standen wir als inhabergeführte Fachgeschäfte mit dem Rücken zur Wand.
Was setzen Sie den Filialisten entgegen?
Einen Niedrigpreis-Wettlauf mit den Filialisten könnten wir nicht durchhalten. Deswegen setzen wir vor allem auf Service und kompetente Beratung der Kunden. Im Verbund treffen wir uns seit drei Jahren regelmäßig, um uns auszutauschen, und unsere Auszubildenden schnuppern in mehrere Geschäfte des Verbundes hinein. Darüber hinaus veranstalten wir viele gemeinsame Aktionen wie Gewinnspiele oder auch eine Spendensammlung für die Kinderklinik. Zum Weihnachtsgeschäft hatten wir zum Beispiel eine Adventskalender-Aktion und zum Beginn des neuen Schuljahres planen wir eine Schulranzen-Party.
Treten Sie dabei nach außen gemeinsam auf, etwa mit einem gemeinsamen Logo?
Ohne ein gemeinsames Logo kommt man mit einem Verbund auf keinen grünen Zweig. Wir werben mit unserem „Top-Fachgeschäfte“-Logo an den Geschäften, auf Plakaten und Tragetaschen und schalten Anzeigen in der örtlichen Presse.
Ihr Mitglied Buch Kaiser sucht zur Zeit Anschluss an den Filialisten Thalia. Halten Sie Ihren Verbund trotzdem für einen Erfolg?
Wie gesagt: Die Situation hier in Karlsruhe ist außergewöhnlich schwierig für inhabergeführte Fachgeschäfte und der Erfolg eines Verbundes lässt sich nicht in Euro und Cent ausrechnen. Wir sehen ihn darin, dass andere Fachhändler oder Werbegemeinschaften mittlerweile unsere Aktionen kopieren. Und darin, dass weitere Fachgeschäfte bei uns mitmachen wollen: In diesem Jahr dürften wir bis zu fünf neue Mitglieder bekommen.
Interview David Wengenroth
Kommentar hinterlassen zu "Unsere Aktionen werden kopiert"