In der Hochsaison ist Schnelligkeit und Lieferbarkeit besonders gefragt. Können Zeitfracht, Libri, Umbreit & Co. den Anforderungen nachkommen? Das Fazit der rund 330 Buchhändler, die sich an einer buchreport-Umfrage beteiligt haben, fällt gemischt aus, mit eindeutigen Tendenzen:
- Während die Nachschubsituation durch die Barsortimente bzw. die Bücherwagen-Dienste bei Libri/Könemann und Umbreit überwiegend positiv bewertet wird, schneidet Zeitfracht durchweg schlecht ab. Bemängelt werden Unzuverlässigkeit, schwere Kontaktaufnahme, unzureichende Lieferbarkeit, abhandengekommene Pakete sowie hohe Transportkosten.
- Bei den Verlagsauslieferungen zeichnet sich ein ähnliches Stimmungsbild ab. Auch hier erhält Zeitfracht die Note „mangelhaft“, während VVA sowie LKG, HGV und Prolit mit „gut“ punkten. „Zeitfracht muss permanent reklamiert werden. Packstücke unvollständig, dauert lange und oft beschädigte Titel“, heißt es in den Kommentaren, und: „Man merkt stark, das auch dort Personalmangel herrscht. Die Ware kommt häufig verspätet, nicht vollständig oder es fehlen die Unterlagen wie Rechnungen oder Lieferscheine in den Paketen.“
Tatsächlich nennen auch die Logistiker selbst den anhaltenden Personalmangel als Hauptgrund für das Ruckeln in der Lieferkette, mit dem auch andere Branchen zu kämpfen haben: Die Arbeitsbedingungen von LKW-Fahrern mit fehlenden Perspektiven bei Gehalt, Wertschätzung, Arbeitszeiten und der „Drive-Life-Balance“, wie die „Lebensmittel Zeitung“ titelte, dürften absehbar nicht zur Erholung beitragen.
STATEMENTS
»Amazon ist schneller«
- Die freien Kommentare in der buchreport-Weihnachtsumfrage sprechen eine eindeutige Sprache. Beispiele:
- „Die Nachlieferungen dauern im Schnitt 1 Woche – da braucht es eigentlich kein Barsortiment mehr.“
- „Bereits im Schulbuchgeschäft gab es erhebliche Lieferverzögerungen und wir befürchten, dass es im Winter noch schlechter wird. Einige Pakete dauern teilweise sehr lange.“
- „Am Ende fällt es auf die Buchhandlung zurück (‚bei Amazon bekomme ich es schneller‘).“
- Daneben gibt es aber auch positive Erfahrungen:
- „Besser geht‘s nicht!“
- Sowie Verständnis:
- „Auch die Lieferanten haben eine angespannte Personalsituation, sodass die vorhandene Ware oft nicht rechtzeitig verfügbar ist.“
- „Nicht immer zuverlässig, Kommunikation ist aber gut, man bemüht sich.“
Die miesen Erfahrungen mit der Logistik kann ich nur bestätigen! Seit Jahren kassieren die paar Logistiker einen großen Teil des ohnehin schmalen Budgets pro Buch für sich ab, doch die Lieferqualität wird immer schlechter. Erst wurden viele langsamer drehende Bücher ausgesondert und gar nicht mehr ins Barsortiment aufgenommen. Was auch seit Jahren nicht klappt, ist die Weiterleitung von Bestellungen über die Logistiker direkt an die Verlage, sofern z.B. eine VAL nicht klar erkennbar ist. Sowas kommt permanent nicht an! Es rufen zig Buchhandlungen bei meinem Verlag an und beschweren sich, dass auf Bestellungen nicht reagiert wird. Nur sind diese gar nicht eingegangen bei mir. Mein Verlag ist dazu übergegangen, selbst auszuliefern und die Titel per Post zu schicken. Wenn die Logistiker es nicht schafft, attraktive Arbeitsplätze zu schaffen und Personal zu akquirieren, werden noch mehr von ihnen pleite gehen, als in den letzten Jahren schon pleite gegangen sind. Dann wird die Branche andere Lösungen finden. Und ja: Amazon ist wirklich schneller in der Lieferung! Dafür hat Amazon grottenschlecht organisierte Lager, in denen die Ware der Verlage sich manchmal sinnlos stapelt, sie vernichten sogar wertvolle Verkaufsware, nur weil Amazon nicht in der Lage ist, Bücher, die sich nicht oder schlecht verkaufen, an die Verlage zurückzuschicken. Das ist die andere Katastrophe in der Branche. Die Probleme „stapeln“ sich schon in der Buchbranche, und keine werden vernünftig gelöst – im Gegenteil, die Lage spitzt sich weiter zu.