Die Geschichte des Sichverliebens liest sich im O-Ton poetisch: „Es war einmal ein Künstler (Ich), der einem fremden Werk (Du) begegnete und sich verliebte. Nicht jedes Werk erwidert so ein Verliebtsein: Ein Urheber erhebt Einspruch, weil der Remix nicht autorisiert war oder das Ergebnis nicht gefällt. Trotzdem werden die meisten Menschen zustimmen, dass Neukombinationen von Bestehendem die Grundlage aller lebendigen Kultur sind.“
- Seit Juni können Künstler und Inhaltegeber jeder Art Bild, Sound und Text online einreichen. Frist ist der 1. November.
- Im Anschluss können sich andere Kreative der Inhalte bedienen, um aus ihnen Neues zu schaffen.
- Ende November werden die geremixten Ergebnisse dezentral an zwei Tagen in teilnehmenden Berliner Locations präsentiert.
Inwiefern müssen die Vorstellung von Kreativität und Urheberrecht zusammenfinden?
Was bedeutet das fürs Publishing?
…?aber nicht die Regel.
Woran scheitert das?
Lässt sich das ändern, ohne die Schutzinteressen von Urhebern und Verwertern aufzugeben?
Was muss passieren?
Das Ideal wäre eine Art Rechte-Registry als Zentralverzeichnis für Content mit Einbettungsfunktion wie bei YouTube sowie einem Kaufbutton. Dort sollten Kreative ihre Inhalte und ihre Anforderungen für deren weitere Verwendung eintragen können. Es wären also konkrete Nutzungs- und Payment-Bedingungen hinterlegt und so mit dem Inhalt verknüpft, dass sie im Internet mitwandern, wo immer das Bild, der Text, das Video oder der Song eingebunden werden. Es braucht eine solche teilautomatisierte technische Lösung, damit die Interessen der Kreativen überall transparent sind und differenzierter vorgegeben werden können als heute bei Creative Commons.
Es ist wie beim DRM: Wer seine Rechte zu restriktiv schützt, schadet sich am Ende selbst und treibt die Leute in die Arme der großen Player wie Amazon mit ihren Angeboten wie im Falle von Fanfiction „Kindle Worlds“. Eine offene Plattformlösung würde allen Inhalte-Rechteinhabern – also Kreativen und Verlagen – helfen und jeder in der Remixkette könnte einen Anteil an den später in der Kette entstehenden Verkaufserlösen bekommen. Diese Erlöse kommen aber überhaupt nur zustande, weil die Inhalte eine stärkere Nutzung erfahren. Außerdem wird das Thema Autorenmarketing für Verlage immer wichtiger und es ist eine gute Botschaft, wenn sie sich einbringen bei der Frage, wie Kreative im Netz künftig besser Geld verdienen können.
Unser vom Hauptstadtkulturfonds gefördertes Orbanism Festival #fil15 schafft Aufmerksamkeit für dieses Thema und bindet Menschen ein – jenseits der üblichen Branchen-Filterblasen. Unsere Partner kommen aus allen Bereichen wie beispielsweise Web-Plattformen, Presse, Netzkultur und Kultureinrichtungen. Aber auch Verlage wie Rogner?&?Bernhard, Selfpublishing-Anbieter wie Epubli und Interessensvertretungen wie der Bundesverband junger Autoren und Autorinnen unterstützen uns. Die Liste wächst und wir freuen uns auch über weitere Partner. Mit diesen Akteuren und den beteiligten Künstlern forcieren wir die dringend notwendige Diskussion, wie sich künstlerische Freiheit und Einkommen für Kreative bestmöglich kombinieren lassen. Ein Aspekt, der in der oft wenig konstruktiv geführten Urheberrechtsdiskussion bisweilen aus dem Blick gerät. Zudem ist das Festival selbst eine Weiterbildung in performter Remixkultur sowie in der Auseinandersetzung mit Lizenz- und Rechtsfragen.
Mit Emotionen. Unser Festival schafft mit seinem Thema „Falling in Love“ und den Erlebnissen während der zahlreichen Festivalevents am 28./29. November in ganz Berlin einen Zugang, der in der verkopften Urheberrechtsdiskussion fehlt.
Treffpunkt „Orbanism Space“
In Partnerschaft mit der Frankfurter Buchmesse öffnen Wattig und Frohmann vom 14. bis 18. Oktober, Halle 4.1 B73, den „Orbanism Space“, eine Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche für die digitale Inhalte-Industrie und deren Gesprächspartner im Netz. Zentraler Bereich des Orbanism Space ist die Veranstaltungsbühne mit großem Auditorium. Im abgetrennten Meeting Space können Termine mit Geschäftspartnern und Multiplikatoren vereinbart werden. Im Orbanism Space finden sowohl Fachveranstaltungen (u.a. zwei Präsentationen des Digitalvorschau-Systems edelweiss) als auch große Community-Events statt, wie etwa: die Preisverleihung des Deutschen eBook Award, das Buchblogger- und das Selfpublisher-Meetup und das Literaturblogger-Treffen der Hanser Literaturverlage und des Suhrkamp Verlags. Hier weitere Infos.
buchreport ist Medienpartner des „Orbanism Space“.
aus: buchreport.magazin 9/2015
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