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Vergriffen ist vergessen

Ging es in der ersten Phase darum, möglichst schnell die neuen Titel ins digitale Format zu heben, rückt jetzt immer stärker die Backlist in den Fokus. Die Hoffnung, den von Chris Anderson (Ex-Chef von „Wired“) beschriebenen „Long Tail“ zu monetarisieren, verbindet die Fachverlagsgrößen. Doch ihr Ansatz ist verschieden.
Während De Gruyter in Berlin seit fast drei Jahren auf die On-Demand-Digitalisierung schwört (Katrin Siems, Vice President Marketing & Sales: „nichts digitalisieren, was niemand braucht“), geht der größte deutsche Verlag Springer Science + Business Media seit Ende 2011 mit viel Geld in Vorleistung, indem er den kompletten Printbestand für den elektronischen Vertrieb konvertiert. Der Status quo:  
  • Zur Bibliothekskonferenz ALA Midwinter in Seattle wurde der erste Schwung an Titeln aus dem Online-Archiv „Springer Book Archives“ präsentiert: 37.000 englischsprachige E-Books.
  • Bis zum Jahresende soll der Fundus auf 100.000 Titel mit insgesamt 35 Mio Seiten wachsen, vorwiegend im PDF-Format.
  • Rund drei Viertel der Bücher sind englisch-, der Rest deutschsprachige Titel; das Gros entfällt auf wissenschaftliche STM-Titel (steht für Science, Technology, Medicine).
  • Die Kosten will Springer SBM nicht beziffern. Nach buchreport-Schätzungen liegen die Konvertierungsausgaben mindestens im mittleren einstelligen Millionenbereich.
  • Der Zugriff erfolgt über die hauseigene Online-Plattform SpringerLink.
Wie De Gruyter die Backlist animiert

De Gruyter startete die Retrodigitalisierung der Backlist im März 2010. Der Ansatz und die Zwischenbilanz der „e-dition“ nach Angaben von Katrin Siems: 

  • Die Berliner erstellen auf Nachfrage von Lesern aus älteren Printtiteln E-Books, das Risiko der Digitalisierungsvorleistung wird reduziert. Innerhalb von „maximal 10 Wochen“ erhält der Kunde ein E-Book als PDF oder ein gebundenes Buch im Print-on-Demand-Verfahren. Mindestpreis: 89,95 Euro.
  • Bis dato wurden von den rund 56000 verfügbaren Titeln 7948 Titel digitalisiert.
  • Je nach Saison kommen pro Woche zwischen 50 und 100 neue E-Titel hinzu.
  • 65% der Bestellungen werden gedruckt ausgeliefert, der Rest digital.
  • Die überwiegende Zahl der Bestellungen erfolgt für die Geistes- und Sozialwissenschaften – Disziplinen, die sich stärker aufs Buch als auf die Zeitschrift stützen.
  • Nach Schätzungen von De Gruyter sind 80% der Bestellungen institutionelle und etwa 20% Individualkunden. 

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