Der von Peter Fitz (li.) geleitete Betriebsrat – Fitz ist seit 20 Jahren im Unternehmen, seit 10 Jahren in der Arbeitnehmervertretung – der Verlagsgruppe Weltbild hofft darauf, noch vor Weihnachten mit der Geschäftsführung über einen Zukunftssicherungstarifvertrag zu verhandeln. Die Gewerkschaft droht, wie bereits berichtet, den Bischöfen mit „Aktionen“, sollten die Verhandlungen ausgebremst werden.
Am gestrigen Donnerstag gab es in Augsburg gleich zwei Betriebsversammlungen (Foto: Verdi). Laut Fitz habe sich Firmenchef Carel Halff in der ersten Betriebsversammlung am Morgen noch strikt gegen Verhandlungen zu einem solchen Tarifvertrag ausgesprochen, diese Haltung aber am Nachmittag relativiert und Verhandlungsbereitschaft gezeigt.
Die geforderten Bestandteile des Zukunftssicherungstarifvertrag
:- keine betriebsbedingten Entlassungen in den nächsten Jahren.
- Festhalten an den bestehenden Tarifverträgen.
- Bestand aller bisherigen Betriebsvereinbarungen.
- Erhalt des Standorts Augsburg.
- keine Zerschlagung der Unternehmensgruppe.
Betriebsratsvorsitzender Fitz erklärte gegenüber buchreport.de, jetzt werde eine Tarifkommission gebildet, um möglichst schnell mit der Geschäftsführung sprechen. Der Weg bis zu einer entsprechenden Vereinbarung könnte lang und steinig sein, denn neben den Arbeitnehmervertretern und der aktuellen Geschäftsleitung müsste auch ein neuer Eigentümer zustimmen. Die Mitarbeiter seien sehr verunsichert.
Laut Verdi habe Halff bei den Versammlungen betont, auch unter einem neuen Eigentümer werde sich für die Mitarbeiter nichts ändern, was die Gewerkschaft allerdings als „klägliche Beschwichtigungsversuche“ einstuft – Halff könne nicht für einen neuen Eigentümer sprechen.
Die Gewerkschaft wolle nun prüfen, ob und welche „größeren und kleineren Aktionen“ sie ergreifen werde, um den Forderungen nach einem Zukunftssicherungstarifvertrag Nachdruck zu verleihen.
Noch vor Weihnachten soll eine weitere Betriebsversammlung einberufen werden. Die Arbeitnehmervertreter wollen dazu auch die Bischöfe Walter Mixa (ehemaliger Bischof von Augsburg) und Reinhard Marx (München und Freising)
einladen, um ihre Standpunkte anzuhören und ihnen die Interessen der Belegschaft darzulegen.Weitere Artikel zum Thema:
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Als Mitarbeiter des katholischen Sankt Ulrichsverlags kann man die Gewerkschaft nur verstehen und ich bete für die Mitarbeiter bei Weltbild. Natürlich hilft das nicht allein, aber als Christ glaube ich auch an die Kraft des Gebetes. Es ist gut, dass die Kirche sich „entweltlicht“, aber nicht auf Kosten der Mitarbeiter. Da sollte sie sich eher von ihren Rüstungsbeteiligungen trennen:
http://www.muenchner-kirchenra…
Hier soll es ethisch sein, sich bis zu 5% an Waffengeschäften zu beteiligen. Aber 0,017% Erotik ist für die Bischöfe schlimmer als das oder die Beteiligung an Banken. Noch im Mittelalter galt es als Sünde Zins zu nehmen (weshalb dieses Geschäft die Juden übernahmen). Man sieht, dass sich Kirche ändern kann. Wenn es auch Zeit braucht. Vielleicht sollte sie auch die Verkaufsentscheidung Weltbild noch einmal überdenken. Oder die Firma in eine Stiftung mit Mitarbeiterbeteiligung geben, die in ihrer Stiftungssatzung christlich-humanitäre Ziele festlegt und Gewinne bis zu einem gewissen Grad an soziale Einrichtungen ausschüttet.