Viele öffentlich-rechtliche Sendeanstalten müssen oder wollen sparen. Jüngst sorgte der WDR für Aufregung, nachdem Buchrezensionen keine festen Sendeplätze mehr erhalten sollten. Auf heftige Kritik aus der Kultur- und Buchbranche wiegelte der WDR ab und verwies darauf, dass freie Literaturkritiker auch weiterhin Aufträge erhalten würden. Zudem würden manche Inhalte an anderer Stelle platziert – beispielsweise in der App. Die Sorge vor einer sinkenden Zahl von Buchbesprechungen war damit aber nicht vom Tisch.
In der „Süddeutschen Zeitung° (Ausgabe vom 30. Januar 2021, hinter Paywall) wurden elf deutsche Verleger zu den Plänen und dem Kulturauftrag der Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten befragt. Wenig überraschend fanden die Verleger kritische Worte.
Im „Innern der Welt° bewege sich die Welt, so Tom Kraushaar (Klett-Cotta). „Denn während sich ein Talkformat nach dem kaum anderen träge durch den Äther schleppt, gestalten Bücher Öffentlichkeit oder lösen Regierungskrisen aus, und Lyrikerinnen stellen Präsidenten in den Schatten.°
Für Hanser Berlin formuliert Lina Muzur unter anderem: „Das vergangene Jahr, in dem einige Verlage Rekordumsätze schrieben, hat gezeigt, dass Bücher gerade in unsicheren Zeiten ihr größtes Potenzial entwickeln können.° So sieht es auch Kerstin Gleba von Kiepenheuer & Witsch. „In einer Zeit, in der die Welt da draußen schrumpft und viele Menschen in ihrer eigenen digitalen Blase zu versinken drohen, ist das eine bestürzende Nachricht.“
Und Jo Lendle vom Carl-Hanser-Verlag verweist auf die Bedeutung der Literaturbesprechung. Das Gespräch über Bücher werde auch der Umgang mit der Welt verhandelt, so seine Einschätzung. „Lesen trainiert Demokratie. Wäre ich ein Sender mit Kulturauftrag und Freude am Fortgang unseres Gemeinwesens, ich könnte mir keinen unmittelbareren, schöneren und sogar günstigeren Weg dafür ausmalen als das Nachdenken über Literatur.“
Deutlich klingt in den Aussagen der Verlage eine Sorge um einen Verlust des Kulturauftrags mit. Die Sender handelten im Auftrag des Gemeinwesens und trügen eben auch Verantwortung dafür. Literatursendungen und Literaturkritik seien wesentliche Teile dieses Auftrags, so Siv Bublitz (S. Fischer).
Kommentar hinterlassen zu "Verleger fordern Erfüllung des Kulturauftrags ein"