Auch die Publikumspresse prophezeit der Buchbranche anlässlich der Kartellklage des US-Justizministeriums düstere Zeiten. Zu Recht fürchteten die Verlage, dass Amazon seine Kampfpreis-Strategie nur so lange fortführt, bis seine Marktmacht groß genug ist, dass der Händler den Verlagen seine Bedingungen diktieren kann, schreibt die „Zeit“ (19.4.).
Doch: Ganz unschuldig seien Verlage und Händler nicht an der aktuellen Entwicklung. Zu lange hätten die Verleger den Markt des elektronischen Lesens Apple und Amazon überlassen, moniert Alexandra Rojkov in dem Bericht: „Statt Initiative zu zeigen, schieben sich die großen Handelsketten und Verlage nun gegenseitig die Verantwortung zu.“
Zwar wolle sich niemand ausmalen, wie es ohne die Buchpreisbindung um die Verlage stünde: „Aber sie werden sich mit dieser Frage beschäftigen müssen.“
Die „FAZ“ (19.4.) schreibt in einem Bericht von der Londoner Buchmesse: „Seit sich das amerikanische Justizministerium und in seinem Kielwasser der Brüsseler Wettbewerbskommissar so intensiv um die Buchbranche bemüht, – eine im weltwirtschaftlichen Maßstab winzige Branche –, reiben sich viele Marktteilnehmer irritiert die Augen. Die Billionen-Bankrotteure der Wall Street haben dort weniger Interesse hervorgerufen.“ Die Stimmung auf der Buchmesse zeige: „Der Selbstvertrauensverlust der Branche ist immens.“
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„Zu Recht fürchteten die Verlage, dass Amazon seine Kampfpreis-Strategie nur so lange fortführt, bis seine Marktmacht groß genug ist, dass der Händler den Verlagen seine Bedingungen diktieren kann“ – das ist wohl wahr! Sicherlich dürfen die Verlages auch an anderer Stelle damit rechnen, dass sich die Geiz-ist-geil-Kampf- und Dumpingpreise später einmal gegen sie richten werden, und dass Marktbeherrschung durch wenige (ein? zwei?) Große irgendwann für satte Preiserhöhungen ausgenutzt wird.