Die Kunstbuchverlage beklagen sich, nicht mehr im stationären Sortiment vertreten zu sein. „Der Handel mit Kunstbüchern findet nur noch auf den Grabbeltischen vor der Tür statt“, beschwert sich beispielsweise Bettina Preiß, Sprecherin des Arbeitskreises Bild- und Kunstbuchverlage und Verlegerin im Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften (VDG). Das Gros der Kunstbuchverlage könne jedoch mit den Preisen von Taschen und Ullmann nicht mithalten und wende sich deshalb verstärkt Auftragsproduktionen für Museen zu.
Kunstbuchhändler Thomas Emig (Wasmuth, Berlin) schlägt im Interview mit buchreport vor, an der eigenen Verlagspolitik zu feilen.
Diverse Kunstbuchverlage wollen den Direktvertrieb forcieren, weil sie unter den stationären Sortimentern keine Abnehmer mehr finden. Was ist schief gelaufen?
Man muss hier Ursache und Wirkung auseinanderhalten. Zunächst einmal ist das Kunstbuch in den meisten Buchhandlungen ein Kann-, aber kein Muss-Artikel. Und der erste Blick des Kunden – so beobachte ich es zumindest in unseren Museumsfilialen – geht nicht mehr auf den Inhalt, sondern auf das Preisschild auf der Rückseite. Verlage wie Taschen und Ullmann haben hier die Preisgrenzen festgelegt, da ist für eine Monografie bei 19,95 Euro Schluss.
Alles nur eine Frage des Preises?
Nein, man muss natürlich auch sehen, wie Verlage sich programmatisch aufstellen, ob sie beispielsweise mit Ausstellungskatalogen größtenteils auf den Museumsbuchhandel abzielen. Viel wichtiger erscheint mir aber, mit welchen Angeboten die Verlage an den kleinen und mittleren Buchhändler herantreten. Beispielsweise sollte es selbstverständlich sein, Kunstbücher remittieren zu können. Wenn ein Kunstbuchverlag – im Gegensatz zu einem Ratgeberverlag – nur 20 statt 40% Rabatt gewährt und dann nicht einmal Remissionsrecht einräumt, ist doch klar, dass Muss-Artikel wie z.B. Ratgeber im Sortiment mehr Fläche bekommen.
Welche Maßnahmen schlagen Sie vor?
In Anlehnung an die Verlage, die bei Studienliteratur in der UTB-Vertriebskooperation zusammenarbeiten, könnte ich mir vorstellen, gemeinsame Vertriebsstrukturen für Architektur-, Design- oder Kunstbuchverlage aufzubauen, deren Titel zu besonders guten Konditionen geordert werden können. Zweitens könnte man einen Vertreter einsetzen, der alle einschlägigen Programme aus einer Hand anbietet, wie dies z.B. Hans Frieden für kleinere Schweizer Architektur- und Kunstverlage leistet. Welche Marketing-Aktivitäten darüberhinaus unternommen werden können, beweisen vorbildhaft Hatje Cantz oder der Imhof Verlag. Um etwas zu verändern, sollte man mit dem Handel reden und nicht über ihn.
Und die Perspektive im Filialbuchhandel?
In den Ketten, wo man vor allem auf Lagerdrehzahlen setzt, sehe ich von z.B. Taschen und Ullmann abgesehen eher weniger Chancen für Kunstbuchverlage. Aber hierin liegt eben die Möglichkeit der Profilierung des kleinen und mittleren Buchhändlers. Die Vorteile von Kunstbüchern liegen auf der Hand: Sie bringen bei höheren Preisen recht gute Margen und können wunderbar als Eye-Catcher eingesetzt werden.
Die Fragen stellte Nicole Stöcker
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