Der Protest gegen die von vielen britischen Kommunen geplanten Schließungen von öffentlichen Bibliotheken gewinnt an Intensität. Immer mehr Büchereinutzer gehen auf die Straße, lautstark unterstützt von prominenten Schriftstellern und Künstlern – und erstmals auch mit Rückendeckung von Justitia: Das Landgericht in Gloucester hat befunden, dass geplante Bibliotheksschließungen in den Grafschaften Somerset und Gloucestershire nicht rechtmäßig sind.
In der Urteilsbegründung warf der Richter den beiden beklagten Kreisverwaltungen vor, ihrer Verantwortung gegenüber den Bürgern nicht nachgekommen zu sein. Berufung gegen dieses Urteil hat er nicht zugelassen. Gloucestershire hatte zehn von 38 Büchereien schließen und die Bücherbusse einmotten wollen. In Somerset waren für elf von 34 Büchereien Sparetats beschlossen worden, außerdem sollten sechs Bücherbusse in die Garage.
Von den Hunderten von Bürgerinitiativen, die sich mittlerweile überall in Großbritannien gebildet haben, wurde das Urteil euphorisch als wegweisend begrüßt. Immer mehr Gerichte müssen sich auf der Insel mit Klagen gegen Bibliotheksschließungen befassen, denn mittlerweile sollen mehr als 600 Büchereien landesweit bedroht sein.
Mit Spannung schauen die Bücher-Aktivisten derweil nach London, wo voraussichtlich noch in diesem Monat das nächste Urteil erwartet wird: Nachdem ein Richter zunächst entschieden hatte, dass im Stadtteil Brent die geplante Schließung von sechs der zwölf Zweigstellen der Stadtbücherei rechtens ist, hatte die Bürgerinitiative „Save Kensal Rise Library“ eine einstweilige Verfügung dagegen durchgesetzt. Jetzt muss ein Berufungsgericht entscheiden. Seit Mitte Oktober halten engagierte Bürger rund um die Uhr Wache, um zu verhindern, dass die Stadtverwaltung die Zweigstellen ausräumt, die geschlossen werden sollen.
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