In der Hörbuch-Branche wird aktuell viel über das Abomodell von Audible (alle Titel für 9,95 Euro) diskutiert – ein Dauerthema seit Jahren. Große Hörbuch-Verlage wie Random House Audio und Argon versuchen, den Onliner davon zu überzeugen, höhere Verlagsanteile auszuschütten (laut Audible aktuell gestaffelt zwischen 30 und 50%).
Im Interview mit buchreport.de befürwortet Argon-Vertriebsleiter Kilian Kissling grundsätzlich den Abo-Ansatz. Und widerspricht der Diagnose zur Schwäche des Hörbuchs im stationären Buchhandel.
Das Abomodell von Audible ist unter Verlagen seit Jahren umstritten. Profitiert die Branche – oder schadet es ihr?
Bisher wurden durch Audible und damit vor allen Dingen durch das Abo-Modell viele neue, vor allem junge Interessenten zum Hörbuch gebracht. Eine Abwanderung von Käufern teurer physischer Hörbücher hin zum „billigen“ Abo konnte bisher noch nicht beobachtet werden. Unklar ist, weil es bisher meines Wissens auch noch nicht untersucht wurde, ob nicht auch Menschen, die durch audible das Hörbuch kennengelernt haben, gelegentlich auch physische Hörbücher kaufen, und sei es auch nur zur Weihnachtszeit als Geschenk. Denkbar wäre das allemal.
Große Verlage haben Audible jetzt neu an den Verhandlungstisch zitiert. Mit welchem Ziel?
Wir pflegen mit allen Händlern, seien es nun engagierte unabhängige Buchhändler oder große Download-Anbieter, ein vertrauensvolles und produktives Miteinander. Dass hierbei einer den anderen an den Verhandlungstisch zitiert, entspricht nicht dem Klima unseres Geschäfts. In turnusmäßigen Konditionsgesprächen geht es ja nicht allein um Zahlen und der Stärkere setzt sich durch, sondern wir loten gemeinsam aus, was wir zukünftig miteinander erreichen wollen und wie das inhaltlich und konditionell ausgestaltet sein sollte, damit beide Seiten gleichermaßen motiviert sind.
Im stationären Handel tut sich das Hörbuch schwer – wie viel Luft ist noch online?
Dieser Aussage muss ich vehement widersprechen. Das Hörbuch ist in den vergangenen Jahren preiswerter geworden, ohne dabei an Qualität einzubüßen. Die heutige attraktive Preisgestaltung ist möglich geworden, weil sich die Zahl der Käufer in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdreifacht hat und somit wesentlich höhere Auflagen realisierbar sind. Gerade in der Preiskategorie unter den „magischen“ 20 Euro ist das Angebot heute so breit und attraktiv wie nie zuvor. Ein handelsgängigeres Hörbuch als das des Jahres 2010 hat es bisher nicht gegeben.
Im Falle unseres Verlags verläuft das Wachstum im Online-Geschäft etwa parallel zum Wachstum im stationären Handel. Schaut man in die USA oder nach Japan hätte es in Deutschland eigentlich schon vor Jahren nennenswertere Verschiebungen in Richtung Download geben müssen. Wir sehen ja inzwischen, dass auch E-Books in den USA wesentlich erfolgreicher sind als in Deutschland. Gut möglich, dass nicht nur das Buch sondern auch das physische Hörbuch in Deutschland von den Buchhandelsstrukturen profitiert. Für eine gute Buchhandlung, wie sie in Deutschland flächendeckend um die Ecke zu finden ist, müssen viele US-Amerikaner tagelang durch die Prärie reiten, da ist der Download natürlich bequemer.
Die Fragen stellte Daniel Lenz
Mehr zum Thema im neuen buchreport.express 42/2010, der am Donnerstag, 21.10. erscheint
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