20 Romane sind für den Deutschen Buchpreis 2022 nominiert, ausgewählt aus 233 Einreichungen. Damit hatte die Jury in diesem Jahr so viele Titel zur Auswahl wie noch nie zuvor. Viele der fiktionalen Erzählungen legten in diesem Jahr laut Jury-Sprecherin Miriam Zeh einen Fokus auf Herkunft und Identität, eine Entwicklung, auf die zuletzt auch die buchreport-Auswertungen zu deutschsprachigen Debütromanen in den vergangenen Jahren hingewiesen hatten (mehr dazu hier und hier).
Ausgewählt habe man „epische Erzählungen, poetische Sprachschöpfungskaskaden sowie formale Experimente, die klassische und realistische Formen des Romans aufbrechen“, kommentiert Zeh die Kriterien für die Longlist, auf die es neben vielen noch weniger bekannten und jüngeren Stimmen auch ein paar etablierte Autoren geschafft haben. Einige davon waren in der Vergangenheit bereits nominiert, zum Teil sogar mehrmals: Jan Faktor war Finalist bei der Vergabe des Deutschen Buchpreises im Jahr 2010, auch Reinhard Kaiser-Mühlecker hatte es 2016 in die Finalrunde geschafft. Dagmar Leupold war zuvor bereits zweimal auf der Longlist vertreten (2013 und 2016), genauso wie Esther Kinsky (2011 und 2014). Ebenfalls nominiert für die Longlist waren schon Eckhart Nickel (2019) und Heinz Strunk (2021).
Indie-Verlage sind mit dabei
Ein Blick auf die 2022er-Liste zeigt:
- Verlage: Hanser stellt mit 3 Romanen die meisten Titel, Kiepenheuer & Witsch, Luchterhand, Rowohlt, S. Fischer und Suhrkamp können sich mit jeweils 2 Titeln platzieren. Aber auch Independent-Verlage wie Homunculus (Erlangen) und die Edition Azur (Dresden) stehen diesmal zur Wahl.
- Autoren: Beim Geschlechterverhältnis stellen 12 Frauen die Überzahl gegenüber 7 Männern und einer Person, die sich als genderfluid definiert. Die meisten sind in den 70er-, 80er- und 90er-Jahren geboren, darunter sind 4 Debütanten. Die meisten Bestseller kann der Wilhelm-Raabe-Preisträger Heinz Strunk vorweisen.
Deutscher Buchpreis 2022: nominierte Romane | |||
Autor | Titel | Verlag | ET |
Fatma Aydemir | Dschinns | Hanser | 2/2022 |
Kristine Bilkau | Nebenan | Luchterhand | 3/2022 |
Daniela Dröscher | Lügen über meine Mutter | Kiepenh. & Witsch | 8/2022 |
Carl-Christian Elze | Freudenberg | Edition Azur | 2/2022 |
Theresia Enzensberger | Auf See | Hanser | 8/2022 |
Jan Faktor | Trottel | Kiepenh. & Witsch | 9/2022 |
Marie Gamillscheg | Aufruhr der Meerestiere | Luchterhand | 3/2022 |
Kim de l’Horizon | Blutbuch | DuMont | 7/2022 |
Yael Inokai | Ein simpler Eingriff | Hanser Berlin | 2/2022 |
Reinhard Kaiser-Mühlecker | Wilderer | S. Fischer | 3/2022 |
Anna Kim | Geschichte eines Kindes | Suhrkamp | 8/2022 |
Esther Kinsky | Rombo | Suhrkamp | 2/2022 |
Dagmar Leupold | Dagegen die Elefanten! | Jung und Jung | 2/2022 |
Eckhart Nickel | Spitzweg | Piper | 4/2022 |
Gabriele Riedle | In Dschungeln. In Wüsten. Im Krieg. | Die Andere Bibliothek/ Aufbau | 3/2022 |
Slata Roschal | 153 Formen des Nichtseins | Homunculus | 2/2022 |
Anna Yeliz Schentke | Kangal | S. Fischer | 3/2022 |
Jochen Schmidt | Phlox | C.H. Beck | 7/2022 |
Andreas Stichmann | Eine Liebe in Pjöngjang | Rowohlt | 3/2022 |
Heinz Strunk | Ein Sommer in Niendorf | Rowohlt | 6/2022 |
Quelle: Börsenverein des Deutschen Buchhandels |
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