Seit Monaten arbeitet der französische Mischkonzern Vivendi an der Übernahme des Medienhauses Lagardère. Vor ziemlich genau einem Jahr hatte Vivendi dazu seine Beteiligung an Lagardère erhöht, doch wie zuletzt in den USA im Fall Simon & Schuster regten sich auch in Frankreich Proteste gegen die Übernahme: Verlage wie Gallimard, Actes Sud, du Seuil und weitere wehren sich mit einer Klage in Brüssel gegen die Fusion, Offene Briefe wurden verfasst, Autoren verließen betroffene Verlage.
Zuletzt bot Vivendi eine Art Tauschgeschäft an: Man wolle sich von Frankreichs zweitgrößten Verlag Editis trennen, wobei das Kalkül dahinter war, dass Lagardère wiederum Frankreichs größten Verlag Hachette Livre besitzt. Das Argument einer allzu großen Verlagskonzentration wollte Vivendi also umgehen.
Nun gibt es immerhin einen aktuellen Zwischenstand, wie das französische Fachmagatin Livres Hebdo berichtet: Die Europäische Kommission habe Vivendi 90 weitere Arbeitstage gegeben, um sie davon zu überzeugen, die Übernahme von Lagardère zu genehmigen. Am Ende von Phase eins der Ermittlungen hatte die Europäische Kartellbehörde noch „Befürchtungen“ über zu große Auswirkungen auf den Wettbewerb gehegt. Die Frist laufe nun bis zum 19. April 2023.
Im Bericht der Kommission heißt es: „Die vorläufige Marktuntersuchung der Kommission deutet darauf hin, dass der Zusammenschluss wahrscheinlich den Wettbewerb auf den Märkten für den Kauf von Urheberrechten im Zusammenhang mit französischsprachigen Büchern für Einzelhändler erheblich einschränken wird . Die Kommission hat auch wettbewerbsrechtliche Bedenken hinsichtlich des Verkaufs von People-Magazinen festgestellt.“
Für die Ankündigung, den Verlag Editis zu verkaufen, sieht die Kommission aktuell keine echte Belastungsfähigkeit. Es handele sich eher um eine Absichtserklärung, Vivendi gebe derzeit keine Verpflichtungserklärung ab, heißt es.
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