In den aktuellen Herbst-Programmen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. buchreport stellt 14 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Volker Jarck.
Mein Roman in drei Sätzen
Es geht um die Hoffnung, dass das Leben eine gute Entscheidung ist. „Sieben Richtige“ erzählt von unwahrscheinlichen Begegnungen in Bochum oder Köln, Boston oder Rom; der Zufall ist dabei Leitplanke oder Bremsschwelle auf den Lebenswegen eines kleinen Mädchens oder eines Lkw-Fahrers, eines Lehrers oder einer Krankenschwester. Was diese Menschen verbindet, was sie in unserer Zeit als Glück oder Unglück erleben, wird wieder Teil einer neuen Geschichte vom Lieben und Sterben − und so weiter bis in die Zukunft auf Seite 320.
Mein Weg zu S. Fischer
War zu meinem Glück kurz und freundschaftlich kollegial: Meine ehemalige Fischer-Kollegin Susanne Halbleib (wir kennen uns seit 18 Jahren) hat Anstoß und Impulse gegeben und dem Roman den Weg ins Verlagsprogramm geebnet. Es war, gewissermaßen, eine freudige Rückkehr nach Frankfurt.
Das Verdienst meiner Lektorin
Weil Verlagslektoren ja längst bis zu 17 Jobs gleichzeitig machen müssen (Therapeut und Texter, Suchmaschinenoptimierer und Social-Media-Analyst etc.), beherrscht Susanne auch alle Spielarten von Erwartungsmanagement, Geduld-Workout und Präzisionsdramaturgie, mit denen sie einen anspruchsvollen Autor (Tautologie) durch die Phasen der Zusammenarbeit navigiert. Ich bin Susanne sehr dankbar, dass sie Motivation so klug wie empathisch zu dosieren und zu variieren versteht, dass wir beide von der ersten Idee bis zur letzten Korrektur sehr viel Freude bei der Arbeit hatten. (Hatten wir doch, oder? Oder?? Du etwa nicht? Kannst du mich bitte SOFORT anrufen?!)
Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche
Der Perspektivwechsel vom Lektor zum Autor war und ist eine spannende Betriebserfahrung; und wenn es diese Branche nicht gäbe, müssten die tollen Menschen, die sie ausmachen und die sie am Laufen halten, eben kurzerhand eine erfinden. Man kann sich den Blick auf die sogenannte Wirklichkeit nicht schöner verstellen als mit einem ungelesenen Stapel guter Bücher.
Meine Lieblingsbuchhandlung
In Köln sind das Jasmin Rincóns Junkersdorfer Buchladen, die Mayersche am Neumarkt und die Buchhandlung Klaus Bittner, in meiner Heimatstadt die Altstadtbuchhandlung Otterndorf.
Meine Lieblingsautoren
Ich entdecke gerade John Updike und Paul Auster wieder. Von den lebenden ansonsten Richard Russo und Saša Stanišić.
So lese ich
Viel durcheinander. Gern in dem Sessel am Fenster neben dem Stapel, s.o., mit Bleistift für Unterstreichungen und Kassenbons, U-Bahntickets oder anderen kleinen Papierstreifen als Lesezeichen.
Schreiben ist für mich
Die beste Entscheidung seit dem Lesen.
Wenn ich nicht gerade schreibe
Lektoriere ich. Oder notiere im Handy verstreute Plot-Ideen, Dialoge, Sätze, von denen ich noch nicht weiß, wo im Manuskript ich sie unterbringen soll. Oder ich widme mich Sportübertragungen, Serien, Tier-Dokus. Und Immo-Scout.
Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?
Das Thema Verbundenheit, die Figuren, denen man sich gleich nahe fühlt, und der besondere Sound des Textes zwischen Melancholie und feinem Humor haben uns über alle Abteilungsgrenzen hinweg begeistert – vielleicht das sympathischste Debüt des Sommers.
Petra Gropp, Programmleitung Literatur
Debütanten im Herbst 2020 – im buchreport.magazin 07-08/2020
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