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Volle Fahrt zurück

Mit dem „Lesering“ (hier ein Foto von 1953, © Bertelsmann) begann einst der Aufstieg des Medienkonzerns Bertelsmann.

Der 2013 beschleunigte Rückbau beim Bertelsmann Club soll in diesem Jahr mit gleichem Tempo fortgesetzt werden. Fast jeder zweite Standort steht auf einer Streichliste. Auch in den Verwaltungszentralen wird kräftig gekürzt. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis der Club – die 1950 von Reinhard Mohn als „Lesering“ gegründete Keimzelle des Bertelsmann-Konzerns – zumindest in seiner stationären Gestalt Geschichte ist (das Foto unten zeigt Mohn 1967 auf einem der Roller, mit denen die Boten des spanischen Bertelsmann-Clubs, Circulo de Lectores, die Clubprodukte auslieferten).

Die „Neue Westfälische“ berichtet von einer Betriebsvereinbarung, die Geschäftsleitung und Betriebsrat getroffen hätten. Demnach soll bis Mitte 2015 jede vierte Stelle wegfallen: Statt 226 Ganztagskräften sollen dann in Rheda und Berlin nur noch 146 tätig sein. 
Und auch auf der Fläche, im Filialnetz der Buchclubs, soll weiter ausgedünnt werden: 2014 sollen in Deutschland 41 Filialen 

schließen, und zwar sowohl Zeilenreich– als auch Club-Filialen (aktuell gibt es rund ein Drittel Zeilenreich- und zwei Drittel Club-Filialen). Am Ende blieben dann nur noch knapp 60 Standorte. Zum Vergleich: 2010 lag die Zahl der Standorte noch bei 240.

Auch die Zahl der Clubmitglieder ist im Sinkflug, ein Bertelsmann-Sprecher bezifferte diese gegenüber der „NW“ auf rund 1 Mio. Auch hier der Vergleich: 1992, profitierend von der deutschen Wende, verzeichnete der Club noch über 6 Mio Mitglieder.
Mitarbeiter können teilweise in Transfer-Gesellschaft wechseln

Im Gespräch mit buchreport.de hatte ein Firmensprecher kürzlich erklärt, dass alle Club-Filialen, die zumindest keine schwarze Null schrieben, geschlossen werden sollen. Die Frage, ob am Ende das komplette stationäre Club-Geschäft aufgegeben werden solle, wollte der Sprecher nicht kommentieren. 

Durch den Rückbau im Filialgeschäft würden Kapazitäten in den Verwaltungszentralen frei, begründete der Sprecher den Stellenabbau in Rheda und Berlin. Fortan wolle Bertelsmann verstärkt ins Digitalgeschäft investieren. Der Club gehört zu den Initiatoren der Tolino-Allianz auf dem E-Book-Markt.
Laut „NW“ erhalten die betroffenen Mitarbeiter in der Club-Verwaltungszentrale Rheda mehrere Möglichkeiten:
  • Sie können in die Bertelsmann-Transfer-Gesellschaft (BTG) wechseln, wo sie bei einem um 7,5% abgesenkten Bruttolohn bis zu 24 Monate bleiben und sich auf einen anderen Job innerhalb des Konzerns fortbilden könnten.
  • Sie können in ein externe Transfergesellschaft wechseln. 
  • Sie können eine Abfindung annehmen und komplett auszuscheiden.

Für die Betroffenen in Berlin gebe es die Transfer-Gesellschafts-Optionen nicht. Gleiches gelte für die Mitarbeiter in den Filialen, die abgefunden werden.

Kommentare

1 Kommentar zu "Volle Fahrt zurück"

  1. Der Bertelsmann Konzern hat seine Sozialkompetenz völlig verloren. Schon unter Middelhoff zählte der Mensch nichts mehr. Dieses war auch unter den Nachfolgern und besonders seit Rabe und Mohn verantwortlich sind deutlich erkennbar; Null-Kompetenz im Aus- und Aufbau der Geschäftstätigkeit! Dafür laufend immer neuer Stellenabbau und Lohndumping – siehe u. a. Nordhorn -, mit verehrenden Folgen (extremer Krankenstand, Aufstocker, Fluktuation, …). Im Konzern liegt die innere Gleichgültigkeit inzwischen bei über 90 % und somit weitaus höher, als in anderen Großunternehmen.

    Dieser Konzern wird sich selbst in den Ruin treiben und die Gründerväter – hier ganz besonders Reinhard Mohn – drehen sich im Grab um, wenn Sie diesen „Führungs-„Chaotenhaufen beobachten!

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