Im Buchhandel gebe es noch Gewinner, aber nur, falls sich die Akteure neu erfänden und spezialisierten – Greg Greeley, Europa-Chef von Amazon, hat in dieser Woche bei der DLD Conference in München unmissverständlich das Online-Terrain abgesteckt. So wie Gutenberg einst die Transkribenten aus dem Geschäft gedrängt habe, zwinge das Internet heute zum Umdenken. Was Greeley verschwieg: „Das Internet“ ist im Einzelhandel fast ein Synonym für Amazon. Und Amazon lässt wenig Raum für Manöver.
Während selbst große Online-Händler im vergangenen Jahr keine großen Sprünge machten (s. die Online-Analyse im buchreport.magazin Februar, hier zu bestellen), baut Amazon die Vormachtstellung hierzulande im hohen Tempo aus. Nach Schätzungen kontrollieren die Münchner zwischen 10 und 15% der Buchbranche; bis 2020 könnte der Anteil verdoppelt werden. Im Kampf gegen den Dominator setzen die Verfolger Thalia und Weltbild/DBH auf Multichannel. Doch ihre Waffe ist aktuell stumpf: Amazon sucht selbst mit Handelskooperationen den Nahkampf um den stationären Kunden. Andererseits sind die Filialisten hochgradig mit ihrem Umbau beschäftigt.
Der nächste Schritt ist absehbar: Ähnlich wie Thalia den Online-Pionier buch.de schrittweise unter das eigene Markendach zieht, werden weitere Allianzen folgen – müssen. Für ein Duell mit Amazon sind Thalia und Co. aktuell zu schwach. Stattdessen blies in dieser Woche Rakuten an der Seite von Kobo zum Kampf (hier mehr): Japaner und Kanadier wollen besonders auf dem deutschen E-Book-Markt die US-Amerikaner attackieren. Fremde neue Welt.
Fremd oder nicht es gilt diese neue Welt zu explorieren und in ihr gehen zu lernen. „What goes up must come down.“ Für mich persönlich ist Amazon als Beschaffungsquelle „durch“. Dafür gibt es gute Gründe. Warum sollten nicht auch zunehmend andere solche guten Gründe sehen? auch Amazon hat Lücken und Schwächen, von denen einige im „Konversionskraft“-Blog benannt werden: http://goo.gl/YaCJ1