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Von Amazon bis Zentralismus

Die Buchbranche hat einen turbulenten Start ins neue Jahr erlebt. Die Umstrukturierungen bei Weltbild und Thalia sowie der Kampf ums Urheberrecht prägten den Winter und dominieren auch im Frühjahr. buchreport.de gibt einen Überblick über die zehn Themen, die (voraussichtlich) auf der Leipziger Buchmesse (hier das Dossier von buchreport.de)  die stärksten Gesprächsimpulse geben.

Weltbild: light oder loswerden?

Aus einer kurzen buchreport-Meldung braute sich ein Sturm der Entrüstung über den Verkauf erotischer Bücher via Weltbild zusammen, der dazu führte, dass die Kirche den Konzern auf die Verkaufsliste setzte. Aktuell ist offenbar eine Stiftungslösung im Gespräch – aber wird Weltbild auch ohne Erotik und Esoterik erfolgreich agieren können? Die Mitarbeiter haben zumindest ein Mindestmaß an Sicherheit erkämpft. Hier das buchreport.de-Dossier zu Weltbild.

Preisbindung: Wie lange lassen sich die Löcher stopfen? 

Das Schweizer Referendum am vergangenen Sonntag hat die Anhänger fixer Buchpreise erschüttert. Hierzulande will der Börsenverein die ausufernde Gutschein-Problematik, die die Preisbindung unter Druck setzt, bis zu einer höchstrichterliche Entscheidung bekämpfen. Die Aussichten sind ungewiss.

Thalia: Gibt die Mutter den Laufpass?

Die Douglas-Mutter ist unzufrieden mit Thalia, ein Restrukturierungsprogramm soll den größten deutschen Filialisten wieder auf Kurs bringen. Noch während oder kurz nach der Leipziger Buchmesse könnte sich klären, ob der Einzelhandelskonzern an Thalia festhalten oder die Buchkette abstoßen will. Auch bei Hugendubel und der Mayerschen gibt es Krisensignale. Hier das buchreport.de-Dossier zur Krise der Filialisten.

Skoobe: Schlagen Flatrates ein?

Nach langer Vorbereitungszeit haben die Bertelsmann-Töchter Arvato und Random House sowie die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck kurz vor der Messe die E-Book-Bibliothek „Skoobe“ gestartet. Ob Flatrates die digitale Buchbranche prägen werden, ist noch unklar. Ein Skoobe-Test ist im buchreport-Blog zu lesen, ebenso eine Analyse zur Frage, ob Flatrates den E-Book-Markt kannibalisieren.

E-Book-Markt: Neuer Schub mit 7%?

Das Dauerthema ist auf der Agenda wieder nach oben gerückt, nachdem der Börsenverein und der Hightech-Verband Bitkom den Vorstoß des ehemaligen französischen Kulturministers Jaques Toubon zur europaweiten Einführung eines reduzierten Mehrwertsteuersatzes für E-Books begrüßt haben. Das deutsche Steuersystem erweise sich als Hemmschuh für die Digitalisierung auf dem deutschen Buchmarkt. Der E-Book-Markt wächst zwar weiterhin dynamisch, könnte aber noch Jahre benötigen, um aus der Nische herauszufinden.

Agency: Auslaufmodell und Amazon-Turbo? 

Die seit Monaten geführte Diskussion über mögliche Preisabsprachen bei E-Books hat an Fahrt und Schärfe gewonnen. Nachdem das US-Justizministerium kürzlich Apple und den Großverlagen Macmillan (Holtzbrinck), HarperCollins, Hachette, Penguin sowie Simon & Schuster offen mit einer Klage wegen Verletzung des Kartellrechts gedroht hat, ist das Thema wieder in den Schlagzeilen. Hinter den Kulissen ringen die Verlage angeblich um einen Vergleich. Der könnte dazu führen, dass Amazon die Macht auf dem E-Book-Markt ausbauen wird.

Amazon: Bedrohung fürs „Ökosystem“?

Die eigenverlegerischen Aktivitäten von Amazon in den USA polarisieren die Branche. Bei vielen Buchhandlungen ist der Onliner schon wegen seiner Marktmacht verhasst. Unter Verlagen nehmen die kritischen Stimmen zu, weil Amazon mit rasantem Tempo das Kindle-E-Book-Programm mit Publikationen aus dem eigenen Haus anreichert – ohne die E-Books anderen Shops zur Verfügung zu stellen. Der US-Autorenverband wirft Amazon vor, dass der Onliner das gesamte Verlags-Ökosystem bedrohe. Das Unternehmen kontrolliere jedes Wachstumssegment der Branche. Hier das Dossier von buchreport.de zu Amazon.

Bücherpreise: Wie viel Luft ist nach oben?

An den Kostenschrauben hat die Branche bereits reichlich gedreht, jetzt müssten die Erlöse steigen. Weil der Buchabsatz stagniert und kaum zu steigern sein wird, steckt der Hebel in höheren Preisen. Zwar loten die Buchverlage bei ihrer Preisfestsetzung bei jedem Buch die preislichen Optionen aus. In Teilbereichen ist die Absicht zu höheren Preisen erkennbar, doch in der Gesamtstatistik kaum.

Urheberrecht/ACTA: Clash der Kulturen?

Nicht zufällig hat Börsenvereins-Vorsteher Gottfried Honnefelder zur Auftakt-Pressekonferenz der Leipziger Buchmesse 2012  den Kampf ums Urheberrecht ins Zentrum gerückt. Was sich in der Diskussion über das Urheberrecht derzeit abzeichne, sei ein Kulturkampf, in dem das digitale Medium selbst zur kulturellen Herausforderung werde. Besonders geschickt ist der Börsenverein (im Schulterschluss mit der „Deutschen Content Allianz“) zuletzt nicht vorgegangen. Den Jugendlichen fehle Unrechtsbewusstsein, unterstellten die Inhalte-Vertreter. Auf der Gegenseite wies man den Generalverdacht ebenfalls nicht ohne spitze Töne von sich.

Berlin Verlag/Suhrkamp: Neuer Kurs nach der Krise?

Unter besonderer Beobachtung stehen an der Pleiße zwei Berliner Verlage: die neue Bonnier-Tochter Bloomsbury Berlin und einmal mehr der Suhrkamp-Verlag. Bloomsbury hat kurz vor der Messe das Berliner Sorgenkind an Piper verkauft (neue Devise: weniger Zentralismus), während bei Suhrkamp der Streit der Gesellschafter ebenfalls wegen zentralistischer Strukturen eskaliert.

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