Was können Medienmanager von Fussballtrainern lernen? Beide entwickeln Matchpläne für ein immer schnelleres Spiel, stehen unter enormem Erfolgs- und Leistungsdruck und sind angehalten, ihre Mannschaft zu Höchstleistungen zu motivieren. Jessica Libbertz, „Sky“-Fußballmoderatorin, Coach von Bundesligatrainern und Autorin („No shame“, Gräfe und Unzer), sprach auf der Frankfurter Buchmesse mit Personalberaterin Helena Bommersheim (Bommersheim Consulting) und Carlsen-Geschäftsführer Joachim Kaufmann über die Gemeinsamkeiten von Fußballtrainern und Medienmanagern.
Libbertz referierte über die Extremsituation im Fußballgeschäft, die sich allein daran zeige, dass die durchschnittliche Verweildauer von Fußballtrainern bei nur 507 Tagen liege. Die besondere Herausforderung bestehe darin, dass die Arbeit von Fußballtrainern in der Öffentlichkeit jede Woche neu bewertet wird. Externe Begleitung könne den Druck mildern: „Im Coaching ist es unser Ziel, die bestmöglichen Voraussetzungen für Erfolg zu schaffen und die Amtszeit möglichst zu verlängern.“
Psychologische Sicherheit ist erfolgsrelevant
Libbertz zitierte die „Aristoteles-Studie“, die Google gemeinsam mit der Harvard University durchgeführt hat: Warum sind einige Teams erfolgreicher als andere? Das hat Google bei 180 Teams über zwei Jahre erforscht. Ergebnis: Nicht die Sinnhaftigkeit des Jobs, das Gehalt oder die Ausbildung sind erfolgsentscheidend. Wesentlicher Faktor war die psychologische Sicherheit: Wer seine Meinung frei und vertrauensvoll äußern darf und sich ernst genommen fühlt, macht den besseren Job. „Als guter Chef können Sie versuchen, diese Sicherheit zu vermitteln“, so die Moderatorin.
Doch wer coacht den Chef im Medienbetrieb? Zwar stehen dort die Chefs nicht wie Fußballtrainer im Rampenlicht und Erfolge und Misserfolge werden nicht im Wochenrhythmus zum Thema. Im Buch- und Mediengeschäft besteht die Herausforderung in der richtigen Strategie, etwa mit dem veränderten Medienverhalten des Publikums umzugehen und den digitalen Transfer zu managen, weiß Helena Bommersheim. Auch in der Buchwelt spielt das Thema Verweildauer eine große Rolle. „Warum glaubt eigentlich jeder, dass die Mannschaft besser performt, wenn der Trainer ausgewechselt wird?“, fragte die Personalberaterin.
»Als Chef ist man genauso Coach, wie man selbst gecoacht wird«
Carlsen-Manager Joachim Kaufmann erklärte, dass er bereits seit Jahren seine Führungsarbeit mit externer Unterstützung reflektiere. Das Ziel, ein für Mitarbeiter attraktiver Arbeitgeber zu sein, bedeute eine ständige Arbeit an der Führungskultur auf den verschiedenen Ebenen mit internem Feedback durch Mitarbeiter und Vorgesetzte: „Sie sind als Chef genauso Coach, wie Sie selbst gecoacht werden.“ Er hole sich die Coaching-Unterstützung bewusst von außen, „denn die Branche neigt dazu, sich sehr viel um sich selber zu drehen und sich auch viel zu bemitleiden“.
buchreport thematisiert regelmäßig Führungs- und Personalthemen, s. das große Interview mit Helena Bommersheim und Kirsten Steffen im buchreport.magazin 10/2019 und im HR-Channel auf buchreport.de
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