Die US-Buchbranche wehrt sich lautstark gegen die Agency-Klage des US-Justizministeriums: Über 800 Kommentare zu dem von ihr ausgearbeiteten Vergleich mit drei Großverlagen (hier im Detail nachzulesen) hat die US-Justiz inzwischen erhalten.
In einem von „Paid Content“ veröffentlichten Brief an Richterin Denise L. Cote erklärt das US-Justizministerium, man arbeite daran, alle Kommentare zu dem Rechtsstreit zügig zu veröffentlichen, könne diese aber aufgrund der Masse wahrscheinlich erst rund zwei Wochen vor dem 3. August 2012 veröffentlichen. Für den 3. August ist das endgültige Urteil zum Vergleich vorgesehen.
Ursprünglich sollten der Öffentlichkeit alle Kommentare am 25. Juni zur Verfügung gestellt werden. Deshalb hatte sich ein (nicht direkt in den Rechtsstreit involvierter) Anwalt bei der Richterin beschwert, dass die Briefe nicht wie angekündigt veröffentlicht wurden. Das US-Justizministerium verteidigt die Verzögerung: Man müsse erst alle Briefe digitalisieren und behindertengerecht aufbereiten.
Auch wenn der Inhalt aller Briefe nicht feststeht: Unter den Kommentaren werden viele Protestbriefe zu finden sein, haben doch zahlreiche US-Branchenvertreter angekündigt, sich gegen den Vergleich des US-Justizministeriums und für fixe E-Book-Preise auszusprechen.
Auch die Buchkette Barnes & Noble, der US-Autorenverband und einige unabhängige Verleger haben den vorgesehenen Vergleich scharf kritisiert. Der von der US-Justiz ausgearbeitete Vergleich mit drei Großverlagen sei nicht im öffentlichen Interesse und gefährde unschuldige Dritte, hieß es von Barnes & Noble (hier ausführlich nachzulesen). Paul Aiken, der Chef des US-Autorenverbands, hatte betont, dass erst durch das Agency-Modell ein richtiger Wettbewerb auf dem E-Book-Markt entstanden sei (hier mehr).
Rückblick: Wie berichtet, hat die US-Justiz im April 2012 Klage gegen Apple und fünf US-Verlage erhoben: Das Justizministerium wirft den Verlagen sowie Apple vor, die Preise für E-Books nach Absprache erhöht und damit gegen das Kartellrecht verstoßen zu haben. Während Apple, Macmillan und Penguin vor Gericht für fixe E-Book-Preise kämpfen wollen, wollen sich Verlage Simon & Schuster, Hachette Livre und Harper Collins außergerichtlich mit der US-Justiz einigen und einen Vergleich schließen. Die Unterzeichner des Vergleichs verpflichten sich, den Händlern – für einen Zeitraum von zwei Jahren – die Freiheit über die Gestaltung der E-Book-Preise zurückzugeben (hier mehr).
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