Das Vorhaben der VG Wort, die Interessen der deutschen Verlage und Autoren gegenüber Google zu vertreten ist noch gar nicht richtig kommuniziert, da bekommt es schon miese Kritiken. Die „Süddeutsche Zeitung“ fragt: „Was soll das bringen? Google hat sich mit Millionen amerikanischer Autoren und unzähligen US-Verlagen auf eine respektable Lösung geeinigt. Dass man ein paar mitbetroffenen Autoren von ein paar zehntausend deutschen Büchern wesentlich mehr zu zahlen bereit sein wird, als man den US-Verlagen mit Erfolg angeboten hat, ist nicht sehr wahrscheinlich.“ Die „FAZ“ spottet sogar: „Rührend: Die VG Wort reitet in die Arena ein.“
Nur nebenbei: Die Kommentare entbehren nicht einer gewissen Pikanterie. Vor kurzem erteilten Zeitungsverlage dem Google-Ansinnen, ihre Archive zu scannen, eine harsche Abfuhr. Jetzt schreiben sie Buchautoren und -verlagen sinngemäß ins Stammbuch: „Stemmt euch nicht gegen den Fortschritt! Nehmt die 60 Dollar, die Google pro Buch zahlt, und haltet die Klappe!“
Das interessanteste an diesen Ratschlägen ist, was sie über das Image des Internetriesen Google verraten: Dass dem Unternehmen das Kunststück gelingt, von der Öffentlichkeit gleichzeitig als mächtige „Datenkrake“ und als Heilige Johanna des digitalen Fortschritts wahrgenommen zu werden.
Nur vor diesem Hintergrund ist die Empfehlung erklärbar, sich still in die Regeln eines Vergleichs zu fügen, an dessen Zustandekommen man nicht beteiligt war. Wenn man Google allerdings nüchtern als ein Wirtschaftsunternehmen sieht, dass im Internet mit Inhalten Geld verdienen will, erscheint der Versuch der VG Wort, die Interessen von Rechteinhabern zu bündeln, um sie effektiver vertreten zu können, auf einmal ganz naheliegend.
Die Kommentare bzw. Artikel in der SZ und der FAZ sind von Journalisten geschrieben, die erschreckend wenig Sachkenntnis haben. Klar, das Google Settlement ist eine schwierige Thematik. Aber wenn ich das kommentieren will, dann muss ich mich eben damit befassen. Beim Thema Google und Digitalisierung erlebt man das leider oft, dass Argumente im Halbwissen stecken bleiben.
Eine Party muss man wegen der Vereinbarung in USA sicher nicht machen. Das Verhalten von Google war katastrophal und arrogant. Und der Kompromiss ist zu Teilen eben auch eine Kapitulationserklärung.