39 Prozent der Kinder in Deutschland wird selten oder nie vorgelesen. Der „Vorlesemonitor“ von November 2022 belegt, dass viele Eltern erst um den zweiten Geburtstag der Kinder mit dem Vorlesen beginnen und bereits mit dem Schuleintritt wieder aufhören. 2019 lag dieser Wert noch bei 32 Prozent. Die Folgen sind vorhersehbar, denn schon jetzt ist zu erkennen, dass Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, leichter lesen und schreiben lernen, einen umfangreicheren Wortschatz haben und sich später als Heranwachsende und Erwachsene Texte besser erschließen können. In Zeiten, in denen Eltern immer seltener die Notwenigkeit sehen, ihren Kindern vorzulesen und Lehrkräfte angeben, ihren Schüler*innen keine angemessene Unterstützung mehr bieten zu können (Deutsches Schulbarometer 2022), setzt der Vorlesewettbewerb einen starken Anreiz für Kinder, das Lesen und Vorlesen zu lernen und aktiv zu erfahren. Der Wettbewerb bietet den Schüler*innen einen vertieften Einstieg in die Welt der Bücher und stärkt zugleich ihre Lesekompetenzen. Damit hilft er, das Sprach- und Textverständnis zu verbessern – unerlässliche Fähigkeiten für Chancengleichheit im Bildungssystem, für eine selbstbestimmte Zukunft und für gesellschaftliche Teilhabe. Die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels richtet den Wettbewerb gemeinsam mit Schulen, Buchhandlungen, Bibliotheken sowie vielen Ehrenamtlichen und Förderern in diesem Jahr zum 64. Mal aus.
Die positive Resonanz auf den aktuellen Vorlesewettbewerb unterstreicht dabei einmal mehr, wie wichtig die größte Leseförderungsaktion Deutschlands ist: An den über 650 regionalen Entscheiden, die Ende Januar 2023 starten, beteiligen sich bundesweit 6.600 Schüler*innen aus 6. Klassen. Die guten Anmeldezahlen liegen damit wieder auf dem Niveau von Zeiten vor der Coronapandemie. Mit dem diesjährigen Wettbewerb finden die Entscheide erstmals seit drei Jahren wieder vollständig in Präsenz statt. Medienvertreter*innen sind herzlich eingeladen, an den einzelnen Entscheiden teilzunehmen und darüber zu berichten.
Wie gehabt führen die Etappen von den Schulentscheiden über Stadt-/Kreis-, Bezirks- und Länderebene bis zum Bundesfinale mit den 16 Landessieger*innen, das am 21. Juni 2023 in Berlin stattfindet. Dieses wird beim rbb produziert und live in der ARD Mediathek sowie auf KiKa.de gestreamt.
Neben der Stärkung der Lesekompetenz von Kindern zielt der Wettbewerb zudem darauf ab, Freude und Leidenschaft am Lesen zu vermitteln und die Begeisterung für Bücher in die Öffentlichkeit zu tragen. In diesem Sinn gibt die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels kuratierte Leseempfehlungen zu zahlreichen Themen – auch abseits der bekannten Kinderbuchklassiker –, die unter Börsenverein Vorlesewettbewerb: Buchempfehlungen veröffentlicht werden. Zu den Empfehlungen zählen auch die Bücher, die im Rahmen des Vorlesewettbewerbs auf den verschiedenen Ebenen an die teilnehmenden Kinder verschenkt werden. Den Anfang macht in diesem Jahr „Agnes und der Traumschlüssel“ von Tuutikki Tolonen (Carlsen), das alle Sieger*innen der Schulentscheide in einer Sonderauflage mit dem finnischen Originalcover erhalten.
Über den Vorlesewettbewerb
1959 von Erich Kästner mitbegründet, ist der jährlich stattfindende Vorlesewettbewerb die bundesweit größte Leseförderungsaktion und einer der größten Schülerwettbewerbe Deutschlands. Der Vorlesewettbewerb wird von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels veranstaltet und steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert den Vorlesewettbewerb. Auch in diesem Jahr unterstützen darüber hinaus vier Sparda-Regionalbanken die Aktion. Die jährlich rund 650 regionalen Wettbewerbe werden von Buchhandlungen, Bibliotheken, Schulen oder anderen kulturellen Einrichtungen organisiert und ehrenamtlich durchgeführt.
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