Anders als in den USA, wo sich die fünf größten Publikumsverlagsgruppen um den Löwenanteil des Umsatzkuchens streiten, hat der britische Buchmarkt nur Platz für zwei Großverdiener. Doch in dem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen, das sich die beiden Marktführer seit Längerem liefern, ist der Random House Group zumindest in der ersten Hälfte 2009 die Luft ausgegangen: Erzrivale Hachette UK hat den Vorsprung deutlich ausgebaut.
Ein Umsatzplus von 3,7% auf 109,9 Mio Pfund (127 Mio Euro) hat Hachette nach Rechnung der Statistiker von Nielsen BookScan einen Marktanteil von 16,1% beschert. Random House lag mit 89,4 Mio Pfund (103 Mio Euro) zwischen Januar und Juni um 14,6% zurück, was einem Marktanteil von 13,1% entspricht. Bei der Halbzeit im vergangenen Jahr trennten die beiden Verlagsgruppen lediglich 0,2%.
Das gute Abschneiden von Hachette UK hat einen Namen: Stephenie Meyer. So wie einst Joanne K. Rowling und „Harry Potter“ hat die Amerikanerin die britischen Bestsellerlisten fest im Griff. Die vier Romane ihrer „Twilight“-Serie waren im ersten Halbjahr die meistverkauften Titel auf BookScans Verkaufsranking: Mehr als 2 Mio Exemplare hat der Taschenbuchverlag Atom von dem Quartett plus „Twilight“-Filmbuch per Ende Juni abgesetzt. Weitere Bestseller steuerten u.a. Victoria Hislop, Harlan Coben und Martina Cole bei.
Dass Random House im zweiten Halbjahr mit dem neuen Dan Brown den unumstrittenen Toptitel des Herbstprogramms in die Waagschale werfen kann, lässt Hachettes CEO Tim Hely-Hutchinson ruhig schlafen. Trotz Brown und eines schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes rechnet er in der Endabrechnung mit einem weiteren Rekordjahr für die Verlagsgruppe, die er seit fünf Jahren durch eine Mischung von gezielten Zukäufen und organischem Wachstum aufgebaut hat.
Noch stärker als Hachette UK hat laut BookScan nur noch die Independent Alliance zugelegt, deren Erfolgsstory sich damit weiter fortsetzt. Der Zusammenschluss von acht unabhängigen Kleinverlagen hat gemeinsam 23,8 Mio Pfund (27,5 Mio Euro) umgesetzt. Mit PanMacmillan haben die Indies erstmals einen der etablierten Publikumsverlage der Insel hinter sich gelassen.
aus: buchreport.express 31/2009
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