Am Dienstag dieser Woche hatte der deutsche Buchhandel den hohen Rückstand infolge des Frühjahrs-Lockdowns nicht nur aufgeholt: Die Jahresumsätze über alle Vertriebskanäle bewegten sich sogar erstmals leicht im Plus gegenüber 2019 – mit der bitteren Pointe, dass just zu diesem Zeitpunkt der stationäre Buchhandel als wichtigster Vertriebsweg zum zweiten Mal in diesem Jahr dicht machen musste. Eine Vollbremsung aus beschleunigter Fahrt.
Die vergangene Woche war im stationären Buchhandel trotz Maske und Abstandsregeln die umsatzstärkste 50. Kalenderwoche der vergangenen 10 Jahre, was im Zwischenbuchhandel zu Nachschub-Engpässen führte. Der enorme Aufschwung in den vergangenen Tagen war allerdings nicht nur die Fortsetzung des sehr starken Novembergeschäfts und des lebhaften Adventsauftakts. Vielmehr zeigten auch die angekündigten Corona-Beschränkungen unmittelbar Wirkung: Buchgeschenke, in der Vergangenheit häufig erst kurz vor Heiligabend eingetütet, wurden offenbar vorgezogen eingekauft.
Die stationären Buchhandlungen setzten laut Media Control-Handelspanel in der 50. Kalenderwoche im Schnitt 25% mehr um als vor einem Jahr (Gesamtmarkt inkl. Online-Handel: +24,3%). Dabei schnitten die Warengruppen unterschiedlich ab:
- Sachbuch: +37%
- Belletristik: +31%
- Fachbuch: +30%
- Ratgeber: +18%
- Kinder-/Jugendbuch: +16%
Das heißt: Bücher sind in diesem Herbst weiter gut gefragt und einen Teil ihres bedrohten Weihnachtsgeschäfts konnten Buchhandlungen durch die vorgezogenen Käufe sichern. In normalen Jahren erwirtschaften stationäre Buchhandlungen in der Hochphase ab 16. Dezember bis in die Nachspielzeit bis zu 10% ihres Jahresumsatzes und weitere gut 2% in den jetzt ebenfalls in den Lockdown fallenden ersten Januartage.
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