Beim Urlaub wird nicht gespart: Während das Gesamtumfeld schwächelt, untermauert der Teilmarkt der Reiseinformationen sein Image als Stabilisator im Handel. In der Mitte der Urlaubszeit liegen die Reiseführer-Umsätze fast 2% über Vorjahr. Uwe Zachmann, Geschäftsführer des Marktführers MairDumont, beleuchtet im Interview Perspektiven und Herausforderungen des Segments.
Ist im Sortiment noch Platz im Koffer?
Im 1. Halbjahr hatte der stationäre Buchhandel bei allen Reiseführern, die in Deutschland verkauft wurden, einen Anteil von 70%. Das zeigt, wie enorm wichtig dieser Partner für uns ist. Es werden aber immer noch viele Chancen verpasst. Was wir immer wieder bedauern, ist die fehlende Präsenz auf der Fläche. Reise ist für viele Buchhändler leider ein eher langweiliges Thema und sie beschäftigen sich sehr viel lieber mit Kinderbüchern oder Romanen. Der stationäre Buchhandel könnte noch sehr viel mehr gewinnen, wenn er deutlicher Flagge zeigen würde. Warum nicht stärker mit Marken arbeiten, wie es in anderen Handelsformen üblich ist?
Belletristen wie Bastei Lübbe erhöhen die Preise. Gibt es auch im Reisesegment noch Luft nach oben?
Wir bringen jedes Jahr die eine oder andere Serie in Form eines Relaunchs neu in den Handel und drehen dabei auch an der Preisschraube. Andere Verlage verfahren ebenso. Es ist natürlich ein sensibles Feld. Bisher hat es aber nicht geschadet und der Konsument hat die Preiserhöhungen auch akzeptiert. Letztendlich ist der Nutzwert, den man ihm bietet, entscheidend. Für hochwertige Reiseinformationen greifen die Kunden auch tiefer in die Tasche.
Wohin zeigt der Kompass beim Online-Handel?
Thalia ist nach wie vor mit Abstand unser größter Partner und erst danach kommt Amazon. Mit Amazon sind wir in den vergangenen Jahren sehr gut gewachsen, aber die Zeiten der großen Sprünge im Online-Handel liegen hinter uns.
Warum kommt das Geschäft auf der digitalen Schiene nicht in Fahrt?
Leider bleibt es bislang bei dem altbekannten Problem: Es gibt bei digitalen Produkten keine allzugroße Bereitschaft, dafür auch etwas zu bezahlen. Printprodukte haben deshalb bei uns Priorität und wir werden alles tun, um unser Portfolio an gedruckten Reiseinformationen weiterzuentwickeln. Aber wir müssen uns natürlich auch im digitalen Bereich gut für die Zukunft positionieren und es läuft auch bereits sehr viel. Nicht alle Blütenträume gehen auf, doch man darf nicht zu früh aufgeben. Die Chancen in der digitalen Welt sind riesig.
Leiden die Reiseverlage unter den vielen kostenlosen Infoangeboten im Web?
Nein, das stellen wir bislang nicht fest, obwohl die Zahl der betreffenden Webseiten ständig weiter zunimmt. Auch die vielen Reiseblogs tun uns bisher nicht weh. Wenn es um den Urlaub und das Verreisen geht, greifen die allermeisten Konsumenten nach wie vor zu gedruckten Reiseinformationen von Verlagen. Da haben wir offenbar einen großen Vertrauensvorschuss, auf den wir uns verlassen können.
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