Viereinhalb Monate nach der Einführung des harten Kopierschutzes für Libreka-E-Books schlägt die Börsenvereins-Tochter MVB Alarm. Bei einer Sicherheitskontrolle sei man im Internet auf ein Programm gestoßen, mit dem das Kopierschutzsystem von Adobe problemlos geknackt werden könne.
„E-Books, deren Kopierschutz mit diesem Programm entfernt wird, können beliebig im Internet verbreitet werden. Es gibt dabei keine Möglichkeit, den Täter zu identifizieren“, schreibt MVB-Chef Ronald Schild in einem Brief an die Partnerverlage. Die Sicherheitslücke sei kein Libreka-spezifisches Problem, sondern gelte für alle Plattformen, die Adobe Digital Editions als Kopierschutz einsetzten.
Hack kursiert schon seit Februar im Internet
Was die MVB verschweigt: Entsprechende Programme zum Knacken des Adobe-DRM-Schutzes kursieren seit Februar, also fünf Monaten vor Einführung des harten Libreka-Kopierschutzes, im Netz.
Auf Nachfrage von buchreport.de erklärte Ronald Schild: Vom ,harten‘ DRM habe man schon immer abgeraten. „Als das Programm im Netz auftauchte, haben wir erwartet, dass Adobe dieses Problem löst. Erst als längere Zeit nichts passiert ist und damit davon auszugehen ist, dass die Verbreitung des Programms zunimmt, sahen wir uns gezwungen, aktiv zu werden.“
„Wir werten diese Entwicklung als ernstzunehmendes Sicherheitsrisiko für Ihre E-Books. Es ist davon auszugehen, dass von der Möglichkeit, den Kopierschutz der E-Books zu knacken, zunehmend Gebrauch gemacht wird“, warnt Schild.
Und verbindet dies mit einer Werbung für Wasserzeichen-Lösungen. Während der harte Kopierschutz den Download von E-Books komplizierter mache und deshalb von den Nutzern nicht akzeptiert werde – „die Musikindustrie etwa hat eingesehen, dass diese Art des Kopierschutzes nicht mehr zeitgemäß ist“ –, schränke das digitale Wasserzeichen die Nutz- und Lesbarkeit des E-Books nicht ein. Dieses könne zwar kopiert und in Tauschbörsen eingestellt werden, gleichwohl könnten die Täter identifiziert werden.
Die Umstellung von hartem Kopierschutz auf Wasserzeichen will die MVB für die Verlage kostenlos vornehmen. Ursprünglich haben die Frankfurter für die Einrichtung des Adobe-Kopierschutzes 20 Cent pro verkauftem E-Book veranschlagt.
Ich gebe M. Koch uneingeschränkt recht: Jeder Kopierschutz wird geknackt werden – solange es sich lohnt.
Also macht die eBooks einfach so günstig, dass sich der Aufwand und die strafbare Handlung nicht lohnen.
Gebt den Leuten eine Ort, wo sie schnell, sicher und bequem kaufen können, dann tun sie es auch, siehe itunes.