Am Samstag ist Gratis-Comic-Tag: Verlage und Händler verschenken Comics, um Interesse beim Kunden zu wecken und den stationären Comic-Buchhandel zu stärken. Im Interview mit buchreport erläutert Buchhändler Wolfgang Strzyz (Foto), wie sich das Image der Comics gewandelt hat und was er sich von der Aktion erhofft.
Stehen Comics in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch in der Schmuddelecke?
Die Zeiten sind vorbei. Wer das heute noch glaubt, der hat in den letzten 20 Jahren auf einem anderen Stern gelebt und nicht mitbekommen, wie sich das entwickelt hat. Außerdem, wenn man mit einem normalen Buchhändler oder Filmschaffenden redet, würde man ja auch nicht mit dieser Frage kommen und sagen: Es gibt zwar Günter Grass, aber auch leichte Unterhaltung. Oder: Es gibt zwar „Schindlers Liste“, aber eben auch wüste Haudrauf-Filme. Auch bei Comics hat sich viel in der Wahrnehmung verändert, u.a. weil die Feuilletons der Zeitungen stark in das Thema eingestiegen sind.
Wer kauft heute Comics?
Das ist ganz bunt gemischt. Unser Publikum fängt bei sieben Jahren an und hört im Rentenalter auf. Da sind auch alle sozialen Schichten dabei. Es gibt natürlich Schwerpunkte bei Manga, die vor allem Jugendliche lesen, und Comics, die überwiegend von Erwachsenen gelesen werden.
Wie groß ist das Potenzial für Comics?
Das ist schwer zu sagen. Die Graphic Novels haben noch einmal neue Leute gebracht, die sonst keine Comic-Leser sind, weil sie einen gewissen intellektuellen Anspruch haben und den bei gewissen Sachen nicht sehen, ob er nun existiert oder nicht.
Warum braucht man einen 14. Mai, an dem Comics gratis abgegeben werden?
Der Gratis-Comic-Tag ist eine Veranstaltung, die speziell für Comic-Läden gemacht wird und nicht für Sortimenter. Den Comic-Läden muss man mal wieder etwas Gutes tun, weil von Verlagsseite aus natürlich ein großes Interesse besteht, in den normalen Sortimentsbuchhandel hineinzukommen, was für die Comic-Läden aus Verkaufsgründen durchaus problematisch sein kann. Bei der Premiere des Gratis-Comic-Tages 2010 war das Interesse jedenfalls riesengroß. Es sind sehr viele Leute in die Läden gekommen.
Was hat sich im Vergleich zu 2010 geändert?
Es wird eine größere Aktion werden. Es sind mehr Verlage dabei, sodass die Auswahl der Gratis-Hefte größer geworden ist. Wahrscheinlich nehmen auch mehr Läden teil, weil der ein oder andere im letzten Jahr erst einmal abwarten wollte.
Die Fragen stellte Christina Reinke
Aus: buchreport.magazin 5/2011, das Sie hier bestellen können.
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