Der Medienwandel stellt die Branche vor Herausforderungen. Für kleinere Verlage bringt er viele Vorteile, meint AkV-Sprecher und Geschäftsführer des Verlags die Werkstatt, Bernd Weidmann.
Was bringt der Multichannel-Trend im Handel für die kleineren Verlage?
Wir machen mit dem Trend zum Online-Buchhandel bisher sehr positive Erfahrungen, denn die Zuwächse in diesem Bereich sind bei den meisten Verlagen größer als die Verluste im Absatz über den stationären Handel. Für die Belletristik- und Kinderbuchverlage spielt das Online-Geschäft zwar noch eine kleinere Rolle, aber bei den Sach- und Fachbuchverlagen ist der Anteil des Absatzes über das Internet oft überproportional hoch und liegt bei 20 bis 50%.
Verändert dieser Trend grundsätzlich das Verhältnis der kleinen Verlage zum stationären Handel?
Die Schwierigkeit, unsere Titel im stationären Handel angemessen zu präsentieren, bleibt ein drängendes Problem, aber es verliert ein wenig an Schärfe. Im Internethandel ist die Frage der Platzierung nicht so entscheidend, da sind sozusagen alle Titel gleich. Sehr interessant sind in diesem Zusammenhang auch die zunehmenden Möglichkeiten, Buchinhalte online abzubilden, denn auf diese Weise können sie im Handel platziert werden, ohne physisch präsent sein zu müssen. Wir begrüßen es deshalb sehr, dass viele unabhängige Buchhändler, mit denen wir gut zusammenarbeiten, derzeit stark in die Entwicklung individueller Online-Auftritte investieren.
Stellt die Digitalisierung für die kleineren Verlage eine besondere Herausforderung dar?
Da unterscheidet sich unsere Situation im Grunde nicht von der der großen Verlage. Es gibt gerade unter den kleinen Verlagen regelrechte Vorreiter und eine große Gruppe, die sich über die Entwicklung informiert und Schritt für Schritt die Vorbereitungen trifft, am E-Book-Markt stärker präsent zu sein, wenn es richtig losgeht. Aber da gibt es große Unterschiede zwischen den Verlagen, denn nach gegenwärtigem Stand ist das elektronische Buch vor allem für textorientierte Werke eine interessante Option. Für die tabellen- und grafikorientierten Titel der Sach- und Fachbuchverlage gibt es oft noch keine adäquate technische Umsetzung und ungeklärte, wirtschaftlich relevante Fragen, wie zum Beispiel die Reichweite von Bildrechten.
Die Fragen stellte David Wengenroth
Aus: buchreport.magazin 3/2011
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