Katja Splichal (Foto) leitet das Portal www.verlagederzukunft.de. Über die Zukunft der Verlage und ihrer Mitarbeiter macht sie sich keine Illusionen.
Wie sieht der Verlag der Zukunft aus?
Den Verlag der Zukunft gibt es nicht. Es wird ihren Wurzeln verhaftete, traditionell operierende Büchermacher geben, ihnen zur Seite Medienhäuser, die ergänzend oder mit gar überwiegenden Erlösanteilen neue Geschäftsfelder für sich erobert haben.
Ihnen gegenüber mit Skepsis oder gar Ablehnung betrachtet, finden sich branchenfremde Dienstleister, die verlegerische Funktionen übernehmen: Self-Publishing- Agenturen und Lizenzbörsen, Netzwerke, in denen Autoren, Kontributoren, Übersetzer und Techniker zusammenkommen, Crowdsourcing- und Crowdfunding-Plattformen, kollaborative Arbeitsgemeinschaften und Redaktionen.
Was heißt das für die Buchmenschen?
Im Verlag der Zukunft arbeiten Menschen, die sich von der Idee verabschiedet haben, dass Autoren und Verlage entscheiden, was Leser spannend finden und sich eine Filterfunktion anmaßen, die das Internet mit seinen Beurteilungs- und Verteilmechanismen längst dem und der Einzelnen in die Hände gelegt hat.
Menschen, die bereit sind, einmal Gelerntes, Erprobtes und zunächst Erfolgreiches über den Haufen zu werfen, sich selbst zu motivieren und ihr rasant sich änderndes Umfeld als Herausforderung zu begreifen. Verlage der Zukunft verstehen sich als eine flexible Plattform, die ihren Operationsradius an Marktgegebenheiten anzupassen in der Lage sind, ohne dabei profillos zu werden.
Verlage der etwas entfernteren Zukunft haben sich entweder ihre Mittlerfunktion zwischen Inhalt und Rezipient zurückerobert oder sie haben geschlossen.
Müssen sich Nachwuchs und Buchbranche stärker vernetzen, um die Herausforderungen der Zukunft zu bestehen?
Um ehrlich zu sein: Die Branche muss dem Nachwuchs die Hände hinhalten und anständige Lohntüten, der Nachwuchs muss seinerseits anfangen, mit Selbstvertrauen, Fleiß und Fachkompetenz zu beweisen, dass er in der Lage ist, den Verlag der Zukunft voranzubringen.
Woher aber nehmen junge Menschen den Mut, den Willen und den Antrieb zu mühevoller Veränderung, wenn ihnen nach einem abgeschlossenen Studium ein zweijähriges Volontariat für 800 Euro netto monatlich angeboten wird?
Bezüglich der Herausforderungen wie Anpassungsfähigkeit, Offenheit, Gestaltungswillen und Wirtschaftlichkeit sehe ich keine Unterschiede zwischen jungen und älteren Verlagsmitarbeitern, sondern zwischen wertgeschätzten und instrumentalisierten.
Die Fragen stellte Nicole Stöcker
Das vollständige Interview lesen Sie im buchreport.magazin 8/2011 (hier zu bestellen).
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