Einmal im Monat bespricht Christine Westermann im TV-Magazin „Frau TV“ jeweils zwei Bücher. Jetzt nimmt der WDR die 5-Minuten-Rubrik aus der Sendung, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Nach der Sommerpause ist Schluss, bestätigte der WDR das Aus für Westermanns Buchtipps.
Als Grund für die Absetzung sei ihr eine Zuschauerbefragung genannt worden, bei der die Mehrheit der Teilnehmer angegeben habe, kein Interesse an Büchern zu haben, berichtet die Moderatorin gegenüber der Zeitung. Genaueres wisse sie aber nicht. „Die Skala meiner Gefühle, nachdem ich es erfahren habe: erst Fassungslosigkeit, Zorn, Traurigkeit, Resignation. Jetzt Aufbruch“, so Westermann, die weitermachen will: „Dann mache ich die Buchtipps eben woanders.“
Für „Süddeutsche“-Redakteur Felix Stephan ist die Absetzung ein weiterer Rückbau des kulturellen Angebots der öffentlich-rechtlichen Sender. Angesichts der unüberschaubaren Zahl an Neuerscheinungen sei Westermanns Orientierungsfunktion in der deutschsprachigen Medienlandschaft „derzeit einzigartig“. Für die Auflagen von Büchern, die von Kritikern sonst wenig wahrgenommen würden, hätten Westermanns 5 Minuten pro Monat „erhebliche Auswirkungen“, meint Stephan, der die WDR-Moderatorin und Bestseller-Autorin (Titel erscheinen bei Kiepenheuer & Witsch) mit der US-amerikanischen Talkshow-Legende und Buch-Influencerin Oprah Winfrey vergleicht.
Kritik kommt auch von den Verlagen: Für KiWi-Verlegerin Kerstin Gleba ist die Einstellung der Buchtipps eine „sehr schlechte Nachricht“: „Schlecht für viele bis dato wenig bekannte Autorinnen und Autoren, die dank der Entdeckung und Empfehlung durch Christine Westermann ein Publikum gefunden haben, das ihnen sonst verschlossen geblieben wäre. Schlecht für die kleinen Verlage, die dank eines ihrer Buchtipps einen solchen Aufwind in den Bestellzahlen sahen, dass sie Rückenwind für weitere Entdeckungen bekamen. Schlecht für die Buchhandlungen, die sich über Kunden freuten, die gezielt nach dem von Christine Westermann empfohlenen Buch fragten, und sich über Umsätze freuen konnten, die nicht allein auf den sicheren Bestsellern beruhten. Eine so wichtige Botschafterin des Buches jetzt vom Spielfeld des öffentlich rechtlichen Fernsehens zu nehmen, finde ich skandalös.“
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